Peking. . Nordkorea macht seine Drohungen wahr: Zum dritten Mal hat die stalinistisch geführte Diktatur des jungen Machthabers Kim Jong-Un eine Atombombe gezündet. Der Test verlief erfolgreich, weitere sollen folgen. Experten aus aller Welt sind besorgt. China reagiert erstmals empört.
Nein, es war kein Erdbeben - zumindest keins von Mutter Natur. Gegen 12 Uhr chinesischer Zeit hatte die US-Erdbebenwarte im Ort Punggye Ri im Nordosten Nordkoreas, rund 100 Kilometer von der Grenze zu China entfernt, in einer Tiefe von einem Kilometer ein Beben der Stärke 5,1 registriert.
Etwa zwei Stunden später vermeldete Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA, ein „miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke“ sei gezündet worden. Der Test sei „sicher“ und „perfekt“ gelaufen.
Damit hat Nordkoreas erst seit einem Jahr amtierender Jungdiktator Kim Jong-Un seine Drohung wahr gemacht und am Dienstag Nordkoreas dritte Atombombe gezündet. Zumindest außenpolitisch tritt er damit in die Fußstapfen seines fanatischen Vorgängers und Vaters Kim Jong-Il und widerlegt damit seine internen Widersacher, die ihm Schwäche vorwarfen.
Geringeres Gewicht weist auf Plutonium hin
Der Test diene Nordkorea „zum Schutz der nationalen Sicherheit und Souveränität, heißt es offiziell in einer Erklärung des nordkoreanischen Außenministeriums. Sollten die Feindseligkeiten vor allem aus den USA anhalten, werde es schon bald zu „zweiten und dritten Maßnahmen mit noch größerer“ Intensität kommen.
Ersten südkoreanischen Einschätzungen zufolge hatte die Testbombe vom Dienstag etwas mehr als ein Drittel der Sprengkraft der Bombe auf Hiroshima und war damit stärker als bei den beiden bisherigen Atomtests 2006 und 2009.
Die Nordkoreaner selbst behaupten, vom Gewicht her habe es sich um einen leichteren Sprengsatz gehandelt - ein Hinweis darauf, dass Plutonium zum Einsatz kam und nicht, wie von der internationalen Gemeinschaft befürchtet, waffenfähiges Uran.
Stand der Technik ist unklar
Vom Zerstörungspotenzial her ist eine Plutonium-Bombe keineswegs harmloser. Doch der Bau einer Bombe aus angereichertem Uran gilt technisch als sehr viel komplizierter. Sollte Pjöngjang diese Technik beherrschen, dürfte das auch in Staaten wie dem Iran auf Interesse stoßen. Sicherheitsexperten in den USA und Südkorea vermuten bereits seit einiger Zeit, dass Nordkorea heimlich waffenfähiges Uran anreichert. Pjöngjang bestreitet das.
Allerdings hat das Regime um Diktator Kim Jong-Un schon beim erfolgreichen Schuss einer Langstreckenrakete ins All Mitte Dezember behauptet, der habe lediglich der Beförderung eines Beobachtungssatelliten gedient. Der Westen hingegen bezichtigt das Regime, einen unzulässigen Raketentest für sein Nuklearprogramm gestartet zu haben. Seit den Atomtests von 2006 sowie 2009 hängt ein Bann über der letzten noch stalinistisch geführten Diktatur. Erst vor zwei Wochen weitete der Weltsicherheitsrat für den Raketentest im Dezember die Sanktionen aus.
Harsche Töne aus Peking
Über Nordkoreas jüngsten Atomtest ist die internationale Staatengemeinschaft zwar nicht überrascht. Sicherheitsexperten hatten schon vorher darauf hingewiesen, dass es sich bei den Drohungen aus Nordkorea keineswegs um leere Worthülsen handelt.
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Dennoch ist vor allem Nordkoreas letzter Verbündeter ist sauer. Hatte China Nordkorea bis vor kurzem noch in Schutz genommen, kommen nun scharfe Worte auch aus Peking. „Die chinesische Regierung erklärt ihre entschlossene Ablehnung“, teilte Chinas Außenminister Yang Jiechi öffentlich mit und bestellte Nordkoreas Botschafter ein - das erste Mal in der Geschichte. Das sind ungewöhnliche Töne aus Peking.
Jia Qingguo, Politologe an der Peking Universität, warnte aber bereits vor einiger Zeit: „Je weiter Nordkorea sein Atomprogramm voran bringt, desto unberechenbarer wird das Regime.“