Moskau. Im Prozess um den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja hat der Oberste Gerichtshof in Russland den Freispruch von drei Angeklagten wieder aufgehoben. Ein Gerichtssprecher teilte mit, es werde ein neues Verfahren geben. Politkowskajas Familie kritisierte die Entscheidung.
In Russland hat der Oberste Gerichtshof den Freispruch von drei Angeklagten im Prozess um den Mord an der regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja aufgehoben. Die Richter ordneten einen neuen Prozess an, wie ein Gerichtssprecher am Donnerstag mitteilte. Das Gericht folgte damit einem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Ein Geschworenengericht hatte die Angeklagten im Februar freigesprochen. Anschließend hatte die russische Justiz die Ermittlungen in dem Mordfall wieder aufgenommen.
Mutmaßlicher Todesschütze ist untergetaucht
In dem ersten Prozess waren die tschetschenischen Brüder Ibrahim und Dschabrail Machmudow sowie der ehemalige Polizist Sergej Chadschikurbanow freigesprochen worden. Die beiden Tschetschenen sollen Politkowskaja beschattet und den mutmaßlichen Mörder am 7. Oktober 2006 zum Tatort gefahren haben.
Bei dem Todesschützen soll es sich um ihren Bruder Rustam Machmudow handeln, der in Westeuropa untergetaucht sein soll. Der Ex-Polizist Chadschikurbanow soll bei dem Verbrechen logistische Hilfe geleistet haben.
Hintergründe der Tat bleiben ungeklärt
Die Familie Politkowskajas kritisierte die Entscheidung des Obersten Gerichts. Für die Aufhebung der Freisprüche gebe es keine Grundlage, sagte die Anwältin der Familie der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Familie sei mit den Freisprüchen einverstanden gewesen.
Die Angehörigen der Journalistin hatten nach dem Urteil im Februar kritisiert, den Ermittlern sei es nicht gelungen, die Identität des mutmaßlichen Mörders nachzuweisen und die Hintergründe der Tat aufzudecken. Die Staatsanwaltschaft müsse die wirklichen Mörder finden.
Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Die Journalistin gehörte zu den wenigen in Russland, die über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten. Die Hintergründe des Mordes sind bis heute nicht geklärt. Frühere Kollegen vermuten, dass Politkowskajas Tod mit einem geplanten Artikel über Folter in Tschetschenien im Zusammenhang stand. (afp)