London. In Großbritannien dürfen künftig auch homosexuelle Paare formal Ehen eingehen. Das Parlament stimmte mit einer Mehrheit von 400 zu 175 Stimmen für den von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf. Das Gesetz muss noch vom Oberhaus abgesegnet werden. Nach Schätzungen der Opposition haben bis zu 139 Abgeordnete der konservativen Partei von Premierminister David Cameron gegen den Entwurf der Regierung gestimmt.

Das britische Unterhaus hat für die Einführung der Ehe für Homosexuelle gestimmt. Das Gesetzesvorhaben, nach dem sich Schwule und Lesben in England und Wales standesamtlich trauen lassen dürfen, wurde am Dienstagabend mit 400 gegen 175 Stimmen angenommen. Die Abgeordneten der Konservativen Partei von Premierminister David Cameron waren gespalten.

Vor dem Inkrafttreten muss noch das britische Oberhaus die Neuregelung verabschieden. Den meisten Konfessionen wird darin freigestellt, ob sie die gleichgeschlechtliche Ehe zulassen wollen. In der dominierenden Anglikanischen Kirche soll sie jedoch verboten bleiben. Das Gesetzesvorhaben geht auf ein Wahlversprechen der an der Regierung beteiligten Liberaldemokraten zurück. Deren Abgeordnete und diejenigen der oppositionellen Labour-Partei stimmten der Vorlage größtenteils zu.

Thema spaltet die konservative Partei

Die konservativen Tories waren gespalten: Cameron selbst hatte sich in einer vor der Abstimmung aufgenommenen Fernsehansprache für die Reform ausgesprochen und erklärt, dass sie die britische Gesellschaft stärken werde. In britischen Medien hieß es, etwa 140 konservative Abgeordnete hätten mit Nein und rund 130 mit Ja gestimmt, etwa 40 hätten sich enthalten. Der Abstimmung ging eine stundenlange, zum Teil heftig geführte Debatte voraus, in der die Ansichten von Anhängern und Gegnern der Homo-Ehe aufeinander prallten.

Hauptsächlich drei Tory-Schwergewichten kam die Aufgabe zu, ablehnende oder schwankende konservative Abgeordnete für die Reform zu gewinnen: Finanzminister George Osborne, Außenminister William Hague und Innernministerin Theresa May. Doch bei vielen Parlamentariern stießen sie auf taube Ohren.

Bevor das House of Lords sich mit dem Gesetzentwurf befasst, muss ihn erst noch ein Parlamentsausschuss eingehend prüfen. In Großbritannien können schwule und lesbische Paare seit 2005 ihre Partnerschaft eintragen lassen und dadurch in den Genuss eheähnlicher Privilegien kommen.

Mehrheit der Briten befürwortet gleichgeschlechtliche Ehen

Die Anglikanische Kirche erlaubt ihren Geistlichen zwar gleichgeschlechtliche Partnerschaften, aber nicht eine eingetragene Partnerschaft oder Ehe. Im vergangenen Dezember schlug die britische Regierung vor, gleichgeschlechtliche Ehen in kirchlichen Einrichtungen zu gestatten. Doch die Kirchen von England und Wales lehnten dies ab.

Nackte Proteste für Homo-Ehe

In Paris haben mehrere barbusige Aktivistinnen der Frauengruppe Femen eine Demonstration katholischer Gegner der gleichgeschlechtliche Ehe in Paris gestört. Bei der Demonstration von Gegnern der Homo-Ehe seien einige Frauen der Gruppe Femen und Medienvertreter
In Paris haben mehrere barbusige Aktivistinnen der Frauengruppe Femen eine Demonstration katholischer Gegner der gleichgeschlechtliche Ehe in Paris gestört. Bei der Demonstration von Gegnern der Homo-Ehe seien einige Frauen der Gruppe Femen und Medienvertreter "verprügelt" worden, berichtete ... © AFP
... die Journalistin Caroline Fourest, die selbst Opfer wurde. Auslöser war demnach, dass ein Dutzend Femen-Aktivistinnen bei dem von der kirchlichen Organisation Civitas organisierten Protest gegen die ...
... die Journalistin Caroline Fourest, die selbst Opfer wurde. Auslöser war demnach, dass ein Dutzend Femen-Aktivistinnen bei dem von der kirchlichen Organisation Civitas organisierten Protest gegen die ... © AFP
... Homo-Ehe als Nonnen verkleidet auftraten und Spaßparolen gerufen hatten. Darauf seien sie von einer
... Homo-Ehe als Nonnen verkleidet auftraten und Spaßparolen gerufen hatten. Darauf seien sie von einer "entfesselten" Gruppe ... © AFP
... von etwa 30 Leuten gejagt worden, sagte Fourest.
... von etwa 30 Leuten gejagt worden, sagte Fourest. "Die Mädchen wurden am ganzen Körper geschlagen ... © AFP
... und auch Journalisten, die sie gefilmt hatten.
... und auch Journalisten, die sie gefilmt hatten." Auch sie selbst sei geschlagen, auf den Boden geworfen und dann verfolgt worden. Die Polizei habe dann eingegriffen und die Frauen und Journalisten in Sicherheit gebracht. © AFP
Frankreichweit hatten mehr als 100.000 Menschen gegen die von der sozialistischen Regierung geplante Homo-Ehe und ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare demonstriert.
Frankreichweit hatten mehr als 100.000 Menschen gegen die von der sozialistischen Regierung geplante Homo-Ehe und ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare demonstriert. © AFP
An der von Civitas organisierten Kundgebung am Sonntag beteiligten sich mehrere tausend Menschen.
An der von Civitas organisierten Kundgebung am Sonntag beteiligten sich mehrere tausend Menschen. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste.
Aktivistinnen der Frauenbewegung Femen demonstrieren in Paris gegen Homo-Ehen-Proteste. © AFP
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Eine Mehrheit der Briten befürwortet gleichgeschlechtliche Ehen. Anderen Umfragen zufolge wirkt sich Camerons starke Unterstützung des Reformvorhabens bei seinen Stammwählern nicht gut für ihn aus. Bei der Parlamentswahl 2015 könnte es ihn Stimmen kosten. (afp/dpa)