Magdeburg. . Die einzige Bischöfin in der Evangelischen Kirche Deutschlands, Ilse Junkermann, befürwortet ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Zwar unterscheide die Kirche zwischen Ehe und anderen Partnerschaften. Das heiße aber nicht, dass man sie nicht bei der Adoption gleich behandeln könne.
Gleichgeschlechtliche Paare sollten aus Sicht der Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, Kinder adoptieren dürfen. "Es ist aus meiner Sicht nicht ausgeschlossen, die Adoptionsmöglichkeit zu eröffnen, wenn die vergleichbaren Voraussetzungen gegeben sind", sagte Junkermann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Magdeburg.
Aus kirchlicher Sicht sei "wichtig, ob eine Partnerschaft geprägt ist von Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Vertrauen. Dann ist sie mit der Ehe vergleichbar, aber nicht gleich." Es seien grundsätzlich unterschiedliche Beziehungen, weil das Geschlecht anders präge. Junkermann: "Aber das schließt nicht aus, dass es gleich behandelt werden kann."
"Lindenstraße" als gesellschaftlicher Seismograph?
Sie selbst kenne Paare, die nach einer heterosexuellen Partnerschaft, einer Ehe mit Kindern, nun in gleichgeschlechtlicher Beziehung leben. Dort würden Kinder ohne Deformierungen groß. Am spannendsten habe sie gefunden, dass in der ARD-Serie "Lindenstraße" ein schwules Paar einen Sohn adoptiert habe. "Das ist ja auch ein Indikator dafür, was gesellschaftlich ins Gespräch zu bringen ist", sagte Junkermann. "Wichtig ist die Perspektive für die Kinder, dass sie angemessen aufwachsen, sich entwickeln und bilden können."
GleichberechtigungDie Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte vor einigen Wochen entschieden, dass gleichgeschlechtliche Paare sich segnen lassen können. In vielen Gemeinden sei es zuvor schon Praxis gewesen. Mancherorts gebe es Ablehnung. "Für uns als Christen ist es keine moralische Frage im engeren Sinn oder wie modern sind wir, sondern es ist eine Frage der Schriftauslegung", sagte die Bischöfin.
Die wenigen Aussagen zur Homosexualität in der Bibel seien eindeutig abwehrend und negativ. Sie selbst gehe aber davon aus, dass die Bibel vor allem die unterdrückerischen, ausbeutenden, Kinder betreffenden Formen brandmarke und weniger die heutige, nicht verdeckte, nicht verfolgte, sondern offen gleichberechtigte Ausprägung, sagte Junkermann.(dpa)