Düsseldorf. . Der Rat der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf berät am Dienstag erneut um eine mögliche Aberkennung des Doktortitels von Annette Schavan. Einen möglichen Hinweis auf eine rasche Aberkennung des Titels könnte ein Heft mit Zitierregeln der Universität Düsseldorf liefern.
Vier bis sechs Stunden Sitzungszeit sind veranschlagt, der Ausgang gilt als „völlig offen“. Wenn am heutigen Dienstagnachmittag der Rat der Philosophischen Fakultät an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität zusammentritt, geht es für Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) erneut ums Ganze.
Zwei Wochen nach Einleitung eines Verfahrens zur Aberkennung ihres Doktortitels, bittet Dekan Bruno Bleckmann das aus Professoren, Uni-Mitarbeitern und Studierenden zusammengesetzte Gremium zur weiteren Beratung.
Kritik am Verfahren
Bislang durfte man davon ausgehen, dass sich die Universität Zeit lassen würde im Plagiatsverfahren gegen Annette Schavan. Weitere Gutachten könnten eingeholt und Zeitzeugen vernommen werden, um die Dissertation „Person und Gewissen“ von 1980 auf unzulässige Übernahmen von geistigem Eigentum zu durchleuchten.
Viel Kritik hatte die Hochschule für ihren bisherigen Umgang mit Schavan einstecken müssen. Der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Judaistik-Professor Stefan Rohrbacher, hatte nach anonymen Vorwürfen im Internet selbst ein Gutachten verfasst und der Ministerin darin „eine leitende Täuschungsabsicht“ attestiert. Das vernichtende Urteil gelangte in die Öffentlichkeit, die Eröffnung des Titel-Aberkennungsverfahrens wurde unausweichlich. Bis heute gibt es kein Zweitgutachten eines Fach-Professors aus Schavans Promotions-Fach Pädagogik.
Kurzer Prozess?
Pünktlich zur Fakultätsratssitzung zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ nun aus einem 35 Jahre alten Heft mit Zitierregeln des Düsseldorfer Instituts für Pädagogik. Mitherausgeber ist Schavans Doktorvater Gerhard Wehle. Das Heftchen könnte als Beleg gedacht sein, dass die oft gehörte Verteidigung nicht verfange, Schavan habe 1980 mit Schreibmaschine und Zettelkasten nicht so perfekt arbeiten können wie es heute Standard ist. Wissenschaftliche Regeln galten auch damals, so die Botschaft. Will der Fakultätsrat also doch kurzen Prozess machen und der Ministerin schon heute den Titel nehmen?