Addis Abeba/Berlin. Die alliierten Truppen aus Frankreich und Mali setzen ihre Offensive in dem westafrikanischen Krisenstaat fort. Auf einer Geberkonferenz in Addis Abeba haben sich internationale Geldgeber darauf verständigt, den Einsatz einer afrikanischen Mali-Truppe mit insgesamt mehr als 330 Millionen Euro zu unterstützen.
Deutschland beteiligt sich mit 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro) am afrikanisch geführten Militäreinsatz in Mali (Afisma). Dies gab der Afrikabeauftragte des Auswärtigen Amts, Egon Kochanke, am Dienstag bei der großen internationalen Geberkonferenz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba bekannt. Damit ist Deutschland einer der größten Finanzgeber für die Intervention.
Unterdessen hat die Bundeswehr ein drittes Transall-Transportflugzeug in den Mali-Einsatz geschickt. Die Reservemaschine startete am Dienstag vom bayerischen Landsberg ins Einsatzgebiet. Die deutsche Luftwaffe transportiert seit gut einer Woche afrikanische und französische Soldaten für den Kampf gegen islamistische Rebellen in die malische Hauptstadt Bamako. In der senegalesischen Hauptstadt Dakar sind zudem Techniker für Reparatur und Wartung stationiert. Die deutsche Hilfstruppe für den Mali-Einsatz soll von derzeit 32 auf insgesamt bis zu 75 Soldaten aufgestockt werden, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte.
Internationale Gemeinschaft unterstützt Mali mit mehr als 330 Millionen Euro
Die internationale Gemeinschaft will die afrikanische Militärmission gegen Islamisten in Mali mit 455,53 Millionen Dollar (338 Millionen Euro) unterstützen. "Danke im Namen Malis, im Namen der ganzen Region und des gesamten afrikanischen Kontinents", begrüßte der malische Übergangspräsident Dioncounda Traoré das Ergebnis der Geberkonferenz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Zudem hoffe er, in seinem Land bis zum 31. Juli freie und faire Wahlen zu organisieren, kündigte Traoré am Dienstag an. Internationale Beobachter fordern seit langem, dass schnellstmöglich die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung eingeleitet werden müsse.
Die USA planen eine Drohnenbasis in Nordwestafrika, um Gruppen des Terrornetzwerkes Al-Kaida und islamische Extremisten in der Region besser überwachen zu können. Zunächst sollten aber nur unbewaffnete Überwachungsmissionen starten, berichtete die Zeitung "New York Times". Spätere bewaffnete Flüge seien jedoch nicht auszuschließen. Zu den möglichen Standorten zählten Regierungsmitarbeiter das im Osten an Mali grenzende Niger sowie das südlich von Mali gelegene Burkina Faso. Die Drohnen könnten so schnell wie möglich die von Frankreich geführte Mission in Mali unterstützen, hieß es.
Französischer General beurteilt Malis Armee als "sehr verfallen"
Den weitaus größten Beitrag zur Finanzierung der afrikanischen Militärmission Afisma wollen die USA mit 96 Millionen Dollar beisteuern. Frankreich, das die malische Armee seit Wochen im Kampf gegen die Extremisten unterstützt, kündigte 47 Millionen Euro an. Es sei Frankreichs Pflicht gewesen, in Mali einzugreifen, sagte Außenminister Laurent Fabius. "Aber wir haben nicht die Absicht, für immer dort zu bleiben."
Die Europäische Union hatte bereits am Montag einen Beitrag von 50 Millionen Euro angekündigt. Außerdem will die EU Militärausbilder entsenden. Die Afrikanische Union gibt 50 Millionen Dollar, die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas 10 Millionen Dollar. Viele Länder wollen humanitäre Hilfe leisten, sich jedoch nicht am Militäreinsatz beteiligen. Die Streitkräfte Malis seien in extrem schlechtem Zustand und brauchen dringend Ausbilder sowie Militärmaterial, sagte der französische General François Lecointre in Brüssel. "Das ist eine sehr verfallene Armee." Lecointre ist Chef der Ausbildungsmission der EU, die ab Mitte Februar in Mali installiert wird.
Für Mali werden 10.000 Soldaten gebraucht
Der Vorsitzende der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, Alassane Ouatarra, geht davon aus, dass zur Finanzierung des Afisma-Militäreinsatzes insgesamt mindestens 950 Millionen Dollar (706 Millionen Euro) benötigt werden. Mindestens 10.000 Soldaten würden gebraucht, um das riesige Land aus der Hand von islamistischen Extremisten zu befreien - weit mehr als die ursprünglich geplanten 3300, fügte Ouatarra in Addis Abeba hinzu. Die Afrikanische Union (AU) hat angekündigt, sich mit 50 Millionen Dollar (37 Millionen Euro) an der Gesamtsumme zu beteiligen.
Frankreich hat sich für eine zügige Entsendung von internationalen Beobachtern nach Mali ausgesprochen. Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault sagte am Dienstag vor dem Parlament, damit solle der Schutz der Menschenrechte in dem afrikanischen Land sichergestellt werden. Französische Truppen haben in Mali zusammen mit einheimischen Soldaten radikale Islamisten zurückgedrängt, die den Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Menschenrechtsgruppen haben den malischen Soldaten vorgeworfen, aus Rache mutmaßliche Islamisten und Unterstützer getötet zu haben. Ayrault erklärte, diese Berichte seien bislang nicht vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz bestätigt worden.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte in Berlin: "Wir werden die Aktivitäten zur Befreiung Malis unterstützen: finanziell, logistisch, humanitär sowie mit Ausrüstung und Know How zur Ausbildung der malischen Armee." Deutschland trage so dazu bei, "dass der Einsatz nun mehr und mehr ein afrikanisches Gesicht bekommt". Westerwelle fügte hinzu: "Bei aller Richtigkeit des militärischen Einsatzes müssen wir aber auch weiter mit Nachdruck darauf hinarbeiten, dass in Mali ein ernsthafter Verhandlungsprozess in Gang kommt." Langfristig könne es nur eine politische Lösung geben. (dpa/rtr)