Berlin/Bamako. Die beiden ersten Transall-Transportflugzeuge der Bundeswehr sind Richtung Mali gestartet. In dem westafrikanischen Land sammelt sich eine Truppen-Allianz gegen die Islamisten, die den Norden Malis besetzt halten. Bei der deutschen Bevölkerung trifft der Eiinsatz auf mehr Zustimmung als Ablehnung.

Die Bundeswehr hat am Donnerstag mit ihrem Mali-Einsatz begonnen. Zwei Transall-Transportflugzeuge starteten am Abend vom schleswig-holsteinischen Flugplatz Hohn aus. In dem westafrikanischen Land begann ein großer Truppenaufmarsch. Die Europäische Union will nach einem Beschluss der EU-Außenminister so rasch wie möglich Militärausbilder in das westafrikanische Land entsenden.

Jede Transall-Maschine hat nach Angaben des Lufttransportgeschwaders 63 sieben Besatzungsmitglieder an Bord. Eine weitere Maschine sollte am Freitagmorgen vom bayerischen Fliegerhorst Landsberg aus starten. Heftiger Schneefall hatte ihren Start am Donnerstag zunächst verhindert.

Mehrheit der deutschen Bevölkerung für Bundeswehreinsatz

Die Transporter sollen Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas in das Einsatzgebiet bringen, wo sie zusammen mit malischen und französischen Soldaten Islamisten aus dem Norden des Wüstenstaats zurückdrängen sollen.

Der Bundeswehreinsatz trifft in der deutschen Bevölkerung auf deutlich mehr Zustimmung als Ablehnung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 49 Prozent für die logistische Unterstützung des Kampfes gegen die islamistischen Rebellen und für Ausbildungshilfe aus, nur 34 Prozent waren dagegen. Allerdings befürchtet eine klare Mehrheit von 60 Prozent, dass Deutschland durch die Mission noch stärker ins Fadenkreuz islamistischer Terroristen gerät. 29 Prozent glauben das nicht.

3300 Soldaten von Nachbarländern gestellt

Die Transall-Maschinen flogen zunächst ins französische Évreux. Dort sollen zwei der insgesamt drei Flugzeuge mit Sanitätsmaterial beladen werden und dann in die malische Hauptstadt Bamako weiterfliegen. Die dritte Maschine ist nach Angaben der Luftwaffe nur Ersatz und soll nach Deutschland zurückkehren.

Jedes Flugzeug kann rund 90 Soldaten transportieren und wird mit zwei Crews besetzt. Die 3300 Soldaten der Ecowas für den Kampf gegen die islamistischen Rebellen im Norden Malis sollen unter anderen von den Nachbarländern Nigeria und Niger gestellt werden. Die EU beschloss am Donnerstag zudem, Spezialisten für die Ausbildung der malischen Armee zur Verfügung zu stellen.

Frankreich verstärkt Truppen in Mali

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch nach einer Anfrage der französischen Regierung entschieden, den Kampf gegen die Rebellen mit zwei Transall-Maschinen zu unterstützen. Französische Truppen sollen damit aber nicht transportiert werden. In Mali verstärkte Frankreich seine Truppen - von 800 auf 1400 Soldaten. Die Vorbereitungen für den Mali-Einsatz von zunächst 2000 Soldaten aus Ländern der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas liefen auf Hochtouren, als erste wurden bis zu 500 Mann aus Nigeria erwartet.

Die Europäische Union will rund 250 Militärausbilder nach Mali entsenden. Sie sollen dafür sorgen, dass die Armee des Landes die Rebellen bekämpfen kann. Die Außenminister versprachen zugleich finanzielle Unterstützung für den Ecowas-Kampfeinsatz in Mali mit 3300 afrikanischen Soldaten, die EU sprach sogar von 3500 Soldaten. Der französische General François Lecointre wurde zum Kommandeur der EU-Trainingsmission in Mali ernannt.

Umfang der deutschen Beteiligung noch unklar

Außenminister Guido Westerwelle sagte, der Umfang der deutschen Beteiligung an dem Einsatz stehe noch nicht fest: "Auf Dauer wird es keine europäische oder militärische Lösung geben können in Mali. Auf Dauer geht es darum, dass die afrikanischen Kräfte es schaffen müssen, die malische Armee es schaffen muss", sagte der Minister. Einen Kampfeinsatz zur Unterstützung der französischen Truppen in Mali schloss er aus.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) warnte vor einer Ausweitung des Bürgerkriegs in Mali. Der "Bild"-Zeitung sagte Niebel: "Der Militäreinsatz ist richtig und kommt gerade rechtzeitig. Verlieren wir Mali, besteht die Gefahr, dass sich der islamistische Terrorismus in Westafrika weiter ausbreitet." Der Minister betonte, dass Deutschland die Menschen in Mali jetzt nicht allein lassen dürfe und entwicklungspolitisch präsent sein müsse. Im Kern sei der Konflikt "ein politisches Problem", so Niebel. "Mali muss den Sprung zurück zu einer demokratischen Regierung schaffen." (dpa)