Washington. “Ein Kerl mit großem Hut, aber Vieh hat er keins“, so bezeichnete US-Außenministerin Hillary Clinton vor fünf Jahren ihren Konkurrenten Barack Obama. Diese Zeiten sind längst vorbei. In einem gemeinsamen TV-Interview wurde mit Komplimenten nicht gespart. Das schürt politische Spekulationen.

Vor fünf Jahren war sie seine Nemesis. Umgekehrt war es nicht anders. Obwohl zwischen Barack Obama und Hillary Clinton politisch kaum ein Blatt Papier passte, bekämpften sich die beiden Top-Demokraten im Ringen um die Präsidentschaftskandidatur 2008 monatelang bis aufs Blut.

„All hat, no cattle“, bespöttelte Clinton den damals vor allem wegen seiner Redekunst bewunderten Emporkömmling aus Illinois mit Hilfe eines texanischen Sprichworts: ein Kerl mit großem Hut, aber Vieh hat er keins. Obama erwiderte die Freundlichkeit in einer TV-Debatte, als Clinton nach Komplimenten fischte, mit einem vergifteten Lob.

Hillary Clinton: „Wir haben eine enges, warmes Verhältnis“

„You're likeable enough, Hillary“ - „Ja, du bist ganz in Ordnung, Hillary.“ Am Sonntag war von der alten Rivalität nichts mehr zu spüren. Im ersten und einzigen gemeinsamen Fernsehinterview bedachten sich der gerade wiedergewählte US-Präsident und die in wenigen Tagen aus dem Amt scheidende Außenministerin mit Streicheleinheiten am laufenden Band und betonten enge politische Bande. „Sie ist eine sehr gute Freundin“, gab Obama, ganz Commander-in-Charme, im Gespräch mit dem Sender CBS kund.

„Wir haben eine enges, warmes Verhältnis“, erwiderte Clinton lächelnd. In politische Kreisen in Washington wird spekuliert, dass Obama sich mit dem kleinen Intermezzo nicht nur bei Bill Clinton bedanken wollte, der zuletzt unermüdlich und beeindruckend Wahlkampf für den einstigen Widersacher seiner Frau gemacht hatte. Mit der Nähe zu Hillary signalisiere Obama zudem seine Zustimmung zu der seit Wochen diskutierten Spekulation: dass Hillary Clinton 2016 erneut einen Anlauf im Kampf um das Weiße Haus machen will. Als Nachfolgerin von Obama.