Hildesheim. Kanzlerin Angela Merkel ist in den Wahlkampf eingestiegen. Bei ihrem ersten Auftritt an der CDU-Basis schlug sie sachliche Töne an. Beim Landesparteitag der niedersächsischen CDU verzichtete sie auf persönliche Attacken. Der Name Steinmeiers kam ihr nicht über die Lippen.
Jetzt ist auch die Kanzlerin im Wahlkampf-Rennen: SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier tourt schon seit zwei Wochen durch Deutschland, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ließ sich hingegen Zeit. Merkel nutzte nun den Landesparteitag der niedersächsischen CDU am Samstag in Hildesheim für ihren ersten Wahlkampfauftritt bei der Parteibasis. 43 Tage vor der Wahl zeigte sich die Kanzlerin kämpferisch, setzte aber auf sachliche Töne. Auf persönliche Attacken gegen ihren Herausforderer verzichtete sie, der Name Steinmeiers kam ihr nicht über die Lippen.
Merkel schlug sich in ihrer Rede auf die Seite der Arbeitnehmer und stellte den Kampf gegen die Wirtschaftskrise in den Fokus. «Wir müssen die Menschen, die den Karren in diesem Land ziehen, motivieren», sagte die Parteichefin. Sie warb für mehr Engagement im Kampf gegen die Wirtschaftskrise und forderte bessere Bedingungen für Unternehmensgründer. «Unser Ziel heißt: Arbeit für alle! Und Wachstum schafft Arbeit!», sagte Merkel.
Aus der Talsohle heraus krabbeln
Die Menschen, die jeden Tag arbeiten gingen, seien jetzt von der Krise betroffen, «weil andere den Mund nicht vollkriegen konnten», monierte die Kanzlerin. Das sei «eine Art des Wirtschaftens, die wir nicht akzeptieren.» Merkel warnte davor, die Krise bereits für bewältigt zu halten. Man müsse alles daran setzen, jetzt nicht in der Talsohle stehenzubleiben. «Die Krise ist erst vorbei, wenn wir aus der Talsohle herausgekrabbelt sind», unterstrich Merkel.
Rund 400 Delegierte und 300 Ehrengäste sowie kurzzeitig 1200 Besucher aus dem Hildesheimer Raum verfolgten ihre energische, aber sachliche Rede. Für ihre Partei warb sie vor allem mit einem historischen Rückblick: «Für schwierige Zeiten in Deutschland war es immer wichtig, dass die Union die Führung hatte», resümierte Merkel mit Blick auf die deutsche Einheit. Sie forderte mehr Anstrengungen für Wirtschaft und Arbeitsplätze, um die Konjunktur zu beleben.
Es gehe darum, den Menschen zu vertrauen, betonte Merkel. So forderte sie etwa den Abbau von Bürokratie, um Unternehmensgründern Mut machen. Die Sozialdemokraten hingegen misstrauten den Menschen, kritisierte sie. Bürokratieabbau sei der SPD «nicht geheuer».
"Aus Überzeugung geklatscht"
Bei ihren Wählern kamen diese Worte gut an. «Was sie sagt, hat Hand und Fuß», meinte Christine Wessels. Die 67-jährige gehörte zu den mehr als 1000 Besuchern, die vor der Sparkassen-Arena in Hildesheim Schlange gestanden hatten, um der Kanzlerin zuzuhören. Für die Dauer der Rede Merkels wurden die Besucher hereingelassen und mit orangenen «Angie»-Schildern ausgestattet. «Die Leute haben aus Überzeugung geklatscht», war sich Wessels sicher. Einen mehr kämpferischen Ton der Bundeskanzlerin habe sie sich nicht gewünscht. «Jeder hat seinen eigenen Stil. Sie ist auf die wesentlichen Punkte eingegangen, ohne Palaver», lobte Wessels.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) stimmte seine Partei in Hildesheim auf den Wahlsieg ein. «Die CDU ist besser geeignet als jede andere Partei, Deutschland aus der Krise herauszuführen», sagte Wulff. CDU-Landeschef David McAllister betonte, er sehe die schwarz-gelbe Koalition in Niedersachsen als Vorbild für den Bund. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen sprach als Spitzenkandidatin der CDU in Niedersachsen zu den Delegierten. Zum Abschied durfte sich Merkel über ein süßes Geschenk ihrer norddeutschen Parteifreunde freuen: McAllister überreichte ihr den Hildesheimer Dom als Nachbau aus Zucker.
Merkel bekräftigt geplantes Bündnis mit der FDP
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihr Ziel bekräftigt, nach der Bundestagswahl ein Bündnis mit der FDP einzugehen. Die große Koalition mit der SPD habe «gute Arbeit geleistet», sagte Merkel am Samstag auf dem traditionellen Familienfest der Saar-CDU am Bostalsee. Was die große Koalition gemeinsam geschafft habe, könne sie auch «gemeinsam als Leistung anerkennen». Aber wenn es darum gehe, möglichst schnell aus der Krise herauszukommen, dann sei ein Bündnis mit der FDP «für uns insgesamt im Bund besser». (ddp)