Essen. . Sie kamen vor 40 Jahren aus Korea und brachten Menschlichkeit in die Kliniken. Vier Krankenschwestern reagieren auf die WAZ-Berichte über chinesische Altenpfleger, die von deutschen Arbeitgebern umworben werden. Die Kritik daran können sie nicht nachvollziehen. Sie sagen: “Pfleger aus Asien sind spitze.“
Können junge Chinesen Senioren im Ruhrgebiet pflegen? Wie berichtet, werben deutsche Arbeitgeber asiatische Pflegekräfte an. Experten von Verdi, von Wohlfahrtsverbänden und aus der Wissenschaft warnen: "Ohne beste deutsche Sprach- und Kulturkenntnisse kann man hier keine Demenzkranken und Hochaltrigen pflegen." Vier sonst höflichen, älteren Damen mit koreanischen Wurzeln geht diese Meinung auf den Wecker. Sie riefen uns an und sagten, frei nach Obama: "Ja, wir können das." Asiaten seien gute Pfleger. Oft sogar die besseren.
Sie kamen in den 60er- und 70erJahren aus Südkorea, um in NRW als Krankenschwestern zu arbeiten. Sie sind gute Freundinnen, aber sie siezen sich seit 30 Jahren. Aufrichtiger Respekt verträgt kein Du, finden sie. Sie heißen schon seit vielen Jahren Fischer, Kruse, Caspers und Jung, weil Kulturen ja durchaus teilbar sind.
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Geschichten wiederholen sich. Als Haeng-Ja Fischer (69) von der Anwerbung chinesischer Pfleger las, fiel ihr jener Freitag vor 45 Jahren ein, an dem sie ziemlich verloren am Flughafen Köln/Bonn stand. "Ich konnte wirklich nur 'Guten Morgen' sagen." Und am Montag danach war Arbeitsbeginn im Josefs-Hospital in Bochum-Linden. Startgehalt: 250 Mark. Es gab damals nur einen Deutsch-Kurs "light": Einmal wöchentlich abends eine Stunde, zwei Monate lang. Wenn Fischer hört, dass die chinesischen Pfleger zuvor acht Monate lang in deutscher Sprache und Kultur geschult werden, dann empfindet sie das als luxuriös. "Die Chinesen werden weniger Probleme haben als wir."
Als wäre es die eigene Oma
Die vier Damen sind sich sicher: Deutsche Senioren, und zwar gerade die sehr alten und sehr kranken, werden bei den Asiaten in guten Händen sein. Südkorea und China seinen zwar unterschiedlich, aber konfuzianische Tugenden zählten in beiden Ländern. "Wir haben gegenüber alten Menschen eine andere Einstellung. Wir behandeln sie so, als wären es unsere eigenen Verwandten." Darauf legen Haeng-Ja Fischer, Hyan-Jin Caspers (66), Jung-Hee Kruse (60) und Young-Sook Jung (82) Wert. Fischer: "Wenn ich im Krankenhaus eine alte Frau gewaschen habe, dann habe ich gedacht, es sei meine Oma."
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Argument Nummer zwei: "Die Chinesen werden motiviert sein, die Chance ihres Lebens zu nutzen." Zu Höchstleistung motiviert, so haben die vier Krankenschwestern erfahren, sind in Deutschland längst nicht alle. Drittens fällt Hyan-Jin Caspers der "Respekt" ein. Respekt gegenüber den Kranken und den Kollegen. Schließlich werfen die vier Damen das Wort "Mitgefühl" in die Runde: "Für Mitgefühl sind alle empfänglich: Koreaner, Chinesen, Deutsche, Amerikaner, Demenzkranke und Krankenhauspatienten."
"Das Problem ist, dass es zu wenig Personal gibt"
Die größten Probleme in der deutschen Altenpflege sind laut Fischer nicht sprachliche und kulturelle Missverständnisse. "Das Problem ist, dass es zu wenig Personal gibt, dass sich die Kollegen krank arbeiten und schlecht bezahlt werden. Wenn hier eine Pflegerin vier Senioren gleichzeitig füttern muss, dann hilft ihr perfektes Deutsch auch nicht mehr." Es gebe gar keine Alternative zur Zuwanderung von Fachkräften. "Wer soll den Job denn sonst machen?"
Übrigens: Jüngst begleitete Haeng-Ja Fischer den koreanischen Botschafter nach Nürnberg, zur Bundesagentur für Arbeit. Die Deutschen wollten wissen, ob man nicht 50 koreanische Pflegerinnen anwerben könnte. Klare Antwort: Die werden wohl nicht kommen. Sie sind dort gut bezahlt und fürchten die schlechten Arbeitsbedingungen in Deutschland.