Berlin. . Die Diskriminierung von Frauen bei Löhnen sei ein Mythos, ist das Ergebnis einer Studie des des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Berufswahl und familiäre Auszeiten wirken sich demnach stark auf die Lohnunterschiede aus. Die Rechnung des IW greife zu kurz, sagen Kritiker.

Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt 25 Prozent weniger als Männer. Nur ein Bruchteil dieses Gehaltsunterschieds lasse sich jedoch durch Rollenklischees oder frauenfeindliche Entscheidungen erklären – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Diskriminierung von Frauen bei Löhnen und Gehältern sei ein Mythos, heißt es dort. Dennoch plant nach der SPD jetzt auch die CDU ein Gesetz gegen Lohndiskriminierung.

Für etwa zwei Prozent Gehaltsunterschied machen die Forscher Geschlechtergründe verantwortlich: „In Gehaltsverhandlungen sind Männer aggressiver“, sagt Oliver Stettes, Personalexperte beim IW. Wo Gehälter nicht im Tarif festgelegt sind, kann die richtige Verhandlungstaktik schnell über ein paar 1000 Euro mehr oder weniger entscheiden.

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Eine Rolle spielt auch die Willkür von traditionell denkenden Chefs, die vermeintlichen Familienernährern automatisch mehr Geld zuteilten. „Es gab da früher eine große Selbstverständlichkeit“, räumt IW-Direktor Michael Hüther ein.

Berufswahl und familiäre Gründe laut Studie entscheidend für geringere Löhne

Viel massiver jedoch wirken sich nach Ansicht der arbeitgebernahen Wirtschaftsforscher andere Gründe aus – etwa Berufswahl und familiäre Auszeiten. Die Lohnlücke von 25 Prozent schrumpft nach Berechnungen des IW auf elf Prozent, wenn man Faktoren wie Alter, Branche, Bildungsstand, Berufserfahrung, Wohnregion und Wochenarbeitszeit herausrechnet. Jobpausen, um Kinder zu großzuziehen oder Alte zu pflegen, vergrößern ebenfalls die Lohnlücke.

Aber: Dauerte die Jobpause maximal 18 Monate, reduzierte sich der Gehaltsunterschied zu den Männern laut Studie von elf auf weniger als zwei Prozent. Nach OECD-Angaben gehört Deutschland zu den Ländern, in denen die Lohnlücke, die nicht durch Berufswahl, Arbeitsplatzbedingungen oder Familienauszeiten erklärt werden kann, relativ klein ist.

Die Rechnung des IW greift in den Augen seiner Kritiker zu kurz: Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin warnte gegenüber der WAZ Mediengruppe: „Bei dieser Rechnung entsteht der Eindruck, die Frauen seien selbst schuld an der Ungleichheit.“ Tatsächlich steckten aber hinter den vom IW genannten, scheinbar individuellen beruflichen Entscheidungen oft unterschiedliche Zugangschancen von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt.