Berlin. .
Die Gehaltsvorstellungen von Frauen sind niedriger als die von Männern. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Sie belegt die Unterschiede im Gerechtigkeitsempfinden der Geschlechter.
Frauen geben sich neuen Studien zufolge mit weniger Lohn und Gehalt zufrieden als Männer. Gefragt, was sie als gerechten Lohn für ihre Arbeit empfinden, gaben Frauen um rund ein Viertel niedrigere Summen an als Männer, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, die AFP am Dienstag vorlag. Dies gilt für alle Einkommensschichten und Branchen. Die von Frauen als gerecht empfundenen Löhne liegen demnach sogar unterhalb dessen, was Männer in gleichen Positionen tatsächlich verdienen.
Frauen wie Männer passten ihre Forderungen in Gehaltsverhandlungen entsprechend ihren Erwartungen an, heißt es in der Studie. Dieser Mechanismus trage dazu bei, dass trotz eines gesetzlich verankerten Diskriminierungsverbots in Deutschland weiterhin Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern existierten. Demnach verdienen Frauen hierzulande im Schnitt 16 bis 20 Prozent weniger als ihre gleich gut qualifizierten männlichen Kollegen.
Geringere Ansprüche der Frauen
„Die Ansprüche der Frauen an ihr Einkommen sind geringer als die der Männer“, schreiben die Verfasser der DIW-Studie. Dies erkläre sich dadurch, dass Vorstellungen über ein gerechtes Gehalt vor allem durch Vergleiche mit Menschen mit ähnlichen Merkmalen und in vergleichbaren Lebenslagen entstünden.
Frauen verglichen sich in erster Linie mit anderen Frauen. Da diese häufig in sogenannten Frauenberufen mit niedrigerem Lohnniveau arbeiteten, richteten auch andere Frauen ihre eigenen Einkommenserwartungen daran aus und stellten deshalb etwa in Gehaltsverhandlungen niedrigere Forderungen als Männer es tun würden. Verringert werden könne das Problem am ehesten durch mehr Transparenz bei der öffentlichen Darstellung der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Wenn diese sichtbarer seien, sei auch zu erwarten, dass Frauen höhere Löhne forderten.
Befragung aus 2009
Die Studie basiert auf Daten des sogenannten sozio-ökonomischen Panels (SOEP), einer jährlichen Befragung des DIW von mehr als 10.000 Haushalten in Deutschland. Dabei werden seit 2005 auch die Gerechtigkeitsvorstellungen der Teilnehmer erfasst. Die nun vorlegten Angaben zur Einkommenszufriedenheit von Frauen beziehen sich dabei auf die SOEP-Befragung aus dem vergangenen Jahr.
Zu einem ähnlichen Schluss wie die DIW-Wissenschaftler kamen nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ vom Dienstag auch Forscher der Universitäten in Bielefeld und Konstanz. Auch sie hatten demnach die Vorstellungen von Männer und Frauen über ein gerechtes Einkommen untersucht und festgestellt, dass die Gehaltswünsche von Frauen unter denen männlicher Kollegen liegen. (afp)