Bad Neuenahr. . Manfred Rekowski aus Wuppertal führt künftig die Evangelische Kirche im Rheinland, die zweitgrößte deutschen Landeskirche. Er setzte sich mit 116 zu 93 Stimmen gegen Vizepräses Petra Bosse-Huber durch.
„Habe ich da gerade etwa meine Stimme abgegeben?“ fragt Manfred Rekowski gleich nach dem für ihn erfolgreichen Wahlgang mit einem hörbaren Krächzen und einem sichtbaren Schmunzeln. Dieser lockere Stil ist es, der den rheinischen Protestanten und der Öffentlichkeit vielleicht als erstes auffällt, wenn sie es künftig mit dem neuen Präses der zweitgrößten deutschen Landeskirche zu tun bekommen.
Nicht, dass sein Vorgänger Nikolaus Schneider ein Kind von Traurigkeit wäre – aber Rekowski (54) kann manchmal richtig humorig sein. „Mein Humor hilft mir gelegentlich, Dinge so anzusprechen, das sie Gehör finden“, sagt er.
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Zu Lachen gibt es in der rheinischen Kirche derzeit nicht sonderlich viel – da sind etwa die mangelnde Kontrolle über das kircheneigene Unternehmen BBZ, das die rheinische Kirche mindestens 21 Millionen Euro gekostet hat, oder die massiven Umbauten in der Verwaltung, wie das neue kirchliche Finanzwesen (NKF). Beides sorgt bei den Synodalen für reichlich Unmut. Gehör hat Rekowski bei ihnen dennoch gefunden. Wohl auch, weil er – seit 2011 auch Mitglied der Kirchenleitung – sich deutlicher als Vizepräses Petra Bosse-Huber zu eigenen Fehlern bekannt hat. Er sei auch „persönlich mitverantwortlich für Entscheidungen unserer Kirche“, hatte Rekowski in seiner Vorstellung vor der Synode erklärt. „Das hat uns gut getan“, bekannte danach ein Delegierter des Kirchenparlaments.
„Nicht klar Schiff gemacht“
Vizepräses Petra Bosse-Huber habe „in ihrer Vorstellung nicht klar Schiff gemacht“, analysierte der Düsseldorfer Synodale Michael Hammer. Trotz drei spannender Wahlgänge sei es aber „gut, dass es nun ein so klares Ergebnis gibt“. Nachdem Kirchentags-Geschäftsführerin Ellen Ueberschär nach dem zweiten Wahlgang als Unterlegene ausgeschieden war, konnte sich Rekowski schließlich mit 116 zu 93 Stimmen durchsetzen. „Das ist ein klares Wahlergebnis für Zukunft und Neuanfang, aber mit Kenntnis der Landeskirche“, bewertete die Düsseldorfer Synodale Christiane Schönefeld, Chefin der Arbeitsagentur in NRW. Stärker als die anderen Kandidaten stehe „Rekowski für Management-Funktionen“, die nun besonders gefragt seien.
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Rekowski könne „jetzt durchstarten“, sagte der Essener Superintendent Irmenfried Mundt. Allerdings müsse er sich „viele Kontakte, die Vizepräses Bosse-Huber hat, noch erarbeiten“. Dass die Unterlegene der rheinischen Kirche erhalten bleibt, ist nicht sicher – obwohl für heute ihre Wiederwahl als Dezernentin für Theologie und Diakonie geplant ist. Sollte sie sich nach der Niederlage aus der rheinischen Kirche zurückziehen, gäbe es wohl viel Verständnis für sie. Schon vor zehn Jahren unterlag die heute 53-Jährige bei einer Präses-Wahl, damals gegen Nikolaus Schneider. Gestern wurde sie nun für – zum Teil wohl mehr gefühlte als reale – Versäumnisse der Kirchenleitung abgestraft. Da sah ihr Lächeln zunächst doch arg gequält aus, als Schneider ihr unter dem aufbrandenden Applaus der Delegierten mit einem Blumenstrauß dankte.
Altlasten abarbeiten
Und Rekowski? Der betont immer wieder seine Lehren aus Wuppertal. Mit den Erfahrungen aus dieser finanzschwachen und von sozialen Problemen geprägten Kommune warb er unter den Synodalen für seine Wahl. Als dortiger Superintendent habe er gelernt „Finanzen zu konsolidieren und trotzdem Kirche zu gestalten“. Das dürfte auch als neuer Präses eines der wichtigsten Themen für Rekowski bleiben.
Vor solchen Grundsatzfragen werden sich Rekowski und die Synodalen noch mit einigen Altlasten beschäftigen müssen. Am Freitag wählt die Landessynode auch einen neuen Chef für die durch den BBZ-Skandal besonders in den Fokus geratene Finanzabteilung. Auch der bisherige Amtsinhaber Georg Immel, der in diesem Zusammenhang zwischenzeitlich sein Amt hatte ruhen lassen, steht wieder auf der Liste. Man hätte dem neuen Präses einen wenig belasteten Start wünschen können.