Berlin. . Mit seinen Äußerungen zum Gehalt der Bundeskanzlerin hat sich Peer Steinbrück viel Ärger eingehandelt. Der SPD-Kanzlerkandidat findet, dass Kanzler zu wenig verdienen. Mit seinen Patzern löst Steinbrück inzwischen gar einen Anflug von Zuneigung beim politischen Gegner aus.

SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück findet, dass Kanzler zu wenig verdienen. Das erklärte er in einem Interview und irritierte damit Freunde wie Gegner. „Ich finde die ganze Debatte abstrus“, sagte der Chef der NRW-CDU, Armin Laschet, zur WAZ Mediengruppe. „Billig“ sei auch, dass Steinbrück die Popularität von Angela Merkel (CDU) als „Frauenbonus“ abtat.

Über ihren Sprecher ließ die Kanzlerin gestern erklären, das Gehaltssystem im öffentlichen Dienst habe sich „alles in Allem bewährt“. Politisch ist Steinbrück inzwischen so in der Kritik, dass die CDU ihren Herausforderer nicht missen möchte. Laschet: „Als Christdemokrat hoffe ich, dass er Kanzlerkandidat bleibt. Hier an Rhein und Ruhr kennen ihn die Leute. Das hilft uns.“

"Jeder Sparkassendirektor verdient mehr"

Steinbrück hatte erklärt, ein Kanzler verdiene zu wenig – gemessen an der Leistung und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten. „Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin.“

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Nach Ansicht von Altkanzler Gerhard Schröder werden die Politiker in Deutschland „angemessen bezahlt“. Wem die Bezahlung zu gering sei, „der kann sich ja um einen anderen Beruf bemühen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Der SPD-Abgeordnete Dieter Wiefelspütz warnte davor, sich an Gehältern in der Wirtschaft zu orientieren: „Dann machen wir einen Fehler.“ Sein Kollege Hans-Peter Bartels betonte, ein Spitzenamt wie das des Kanzlers zu bekleiden, sei auch eine Ehre.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nahm Steinbrück in Schutz. Er habe etwas ausgesprochen, „das schlicht stimmt“. Sie könne die Aufregung nicht nachvollziehen.

FDP und Linkspartei fordern eine Untersuchung

Unterdessen geriet die Debatte über die Verbindung Steinbrücks zu einer Großkanzlei in den Hintergrund. Doch FDP und Linkspartei fordern unverdrossen eine Untersuchung der während seiner Zeit als Finanzminister vergebenen millionenschweren Aufträge an eine Anwaltsfirma. Der FDP-Finanzexperte Volker Wissing verlangte, wegen der Zahlungen von 1,83 Millionen Euro an die Großkanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer alle Bankenrettungsgesetze zu überprüfen, die un­ter Steinbrücks Federführung auf den Weg gebracht wurden.

Die Kanzlei hatte das Finanzministerium während Steinbrücks Amtszeit unter anderem bei der Erstellung des Gesetzes zur Bankenrettung beraten. Für Aufregung hatte gesorgt, dass Steinbrück nach Ende seiner Amtszeit bei der Kanzlei ei­nen Vortrag gehalten hat, für den er 15 000 Euro Honorar kassierte.