Berlin. Peer Steinbrück glaubt, dass die Beliebtheit der Bundeskanzlerin darauf beruht, dass sie einen “Frauenbonus“ hat. In einem Interview sagte der Kanzlerkandidat der SPD, weibliche Wähler würden Merkel wählen, weil sie sich in einer Männerwelt durchgesetzt habe und unprätentiös und bescheiden auftrete.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück attestiert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Sympathievorsprung besonders bei Frauen. "Angela Merkel ist beliebt, weil sie einen Frauenbonus hat", sagte Steinbrück der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorabbericht. Weibliche Wähler würden in hohem Maße anerkennen, dass Merkel "sich in ihrer Partei, aber auch jenseits davon, besonders in Europa, seit langem durchsetzt", sagte Steinbrück.
"Das ist nicht mein Nachteil, sondern ihr Vorteil", sagte der Kanzlerkandidat. Die Kanzlerin habe sich in einer Männerwelt durchgesetzt, wirke sehr unprätentiös und trete bescheiden auf. Das werde auch von Wählerinnen der SPD anerkannt. "Das heißt aber nicht, dass ich als der Gottseibeiuns wahrgenommen werde", fuhr Steinbrück fort.
Wähler vertrauen Merkel mehr als Steinbrück
Eine Umfrage gibt Steinbrück recht, dass Merkel die Nase vorn hat. Einer YouGov-Erhebung im Auftrag der "Bild"-Zeitung zufolge vertrauen 36 Prozent der Wahlbürger der CDU-Chefin mehr als einem möglichen Kanzler Steinbrück (18 Prozent). Allerdings: Mehr als ein Drittel (37 Prozent) vertraut keinem von beiden.
Steinbrück lehnte es ab, sein Verhalten an den Vorteilen seiner Gegnerin im Bundestagswahlkampf auszurichten. Er werde nicht versuchen, sich grundsätzlich zu ändern oder das Sammeln von Beliebtheitspunkten zu trainieren. "Das würde ohnehin als Schauspielerei entlarvt", sagte Steinbrück. Wahlen würden nicht nach Beliebtheit entschieden. So sei er im Jahr 2005 als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen beliebter gewesen als sein damaliger Kontrahent Jürgen Rüttgers von der CDU, habe aber die Landtagswahl trotzdem verloren. (dapd)