Junge Ärzte wollen sich nicht mehr auf dem Land niederlassen. Hausärzte aber brauchen gute Lebens- und Arbeitsbedingungen. Und Menschen abseits der Ballungsräume brauchen Landärzte - als Familienbegleiter, aber auch als Teil einer funktionierenden Infrastruktur.
Vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche einsatzbereit: So hat man sich nicht nur im Fernsehen den guten alten Landarzt vorgestellt. Doch die Zeiten, die Gesellschaft und die Ansprüche haben sich verändert. Insbesondere junge Ärzte wollen sich nicht mehr auf dem Land niederlassen. Die hohe Arbeitsbelastung für Hausärzte im ländlichen Raum, die im Widerspruch zum Wunsch nach einem intensiven Familienleben stehen kann, mag ein Grund dafür sein. Die gegenüber Medizinern in Ballungsräumen geringeren Verdienstmöglichkeiten ein anderer.
Es ist Ursachenforschung angesagt: Warum fehlen Hausärzte, warum droht eine Lücke bei der wohnortnahen medizinischen Versorgung? Der Gemeinsame Bundesausschuss hat - dieser Eindruck drängt sich auf - den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Er hat den Weg für fast 3000 neue Hausärzte in der Republik (darunter 710 in NRW) freigemacht - dabei stehen schon genügend Praxen leer - weil sie kein Arzt übernehmen will.
Finanzielle Anreize für Mediziner auf dem Land sind nicht das Patentrezept gegen diese Entwicklung, aber sie können sehr wirksam sein. Wenn man in der Stadt mit geringerem Arbeitsaufwand am Ende des Monats auf die gleiche Vergütung kommt, muss ein Fehler im System vorliegen. Nebenbei bemerkt: Die Vorstellung, Hausärzte könnten Geldspeicher à la Dagobert Duck füllen, ist überholt.
Hausärzte brauchen gute Lebens- und Arbeitsbedingungen. Und Menschen abseits der Ballungsräume brauchen Landärzte - als Familienbegleiter, aber auch als Teil einer funktionierenden Infrastruktur.