Peking. . Offiziell behaupten die Nordkoreaner, bei der abgeschossenen Langstreckenrakete sei es um einen Wettersatelliten gegangen, der ins All geschossen wurde. Doch die Rakete könnte atomar bewaffnet werden, heißt es aus Japan, Südkorea und den USA. Der Diktator Kim konnte mit dem Test seine Macht festigen.
Großspurig hatte Nordkoreas Führung den Test einer neuen Rakete angekündigt. Doch nur wenige Sekunden nach dem Abschuss explodierte das Geschoss und stürzte ins Meer. Das war im April. Am Mittwoch ging eine mehrstufige Rakete vom Typ Unha-3 erneut an Start. Dieses Mal ging alles glatt.
Offiziell behaupten die Nordkoreaner, ihr Raketenprogramm diene friedlichen Zielen und sie hätten einen Wettersatelliten ins All befördert. Südkorea, Japan und die USA hingegen vermuten hinter dem Abschuss den Test von Interkontinentalraketen, die auch atomar bestückt werden können. Vor allem die US-Amerikaner sind alarmiert. Tatsächlich sind sich Raketen für militärische und zivile Zwecke sehr ähnlich. Genau ist zwar nicht bekannt, wie weit Nordkorea bei seiner atomaren Bewaffnung ist. Der Federation of American Scientists (FAS) geht davon aus, das Regime verfüge über so viel Plutonium und Uranium, um sechs bis zehn Atomsprengköpfe zu bestücken. Und auch Mittelstreckenträgerraketen sind nachgewiesen.
Über den nun gelungenen Raketenabschuss ist die Weltgemeinschaft entsetzt. Die USA verurteilten den Start als „hochprovokaktiven Akt“ und kündigte „geeignete Maßnahmen“ an. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte eine „deutliche Antwort auf diese Völkerrechtsverletzung“. Per UN-Resolution ist Nordkorea die Nutzung von Waffentechnologien in der Raumfahrt untersagt. Auch Russland und China, die letzten Verbündeten des isolierten Stalinistenstaates, hatten dieser Resolution zugestimmt. Beide Länder kritisierten am Mittwoch Nordkorea auch, gaben sich aber zurückhaltender. Man bedauere den Raketenstart, erklärte Moskau. Der UN-Weltsicherheitsrat hat noch für denselben Tag eine Dringlichkeitssitzung einberufen.
Drohgebärde des Diktators
Beobachter in Südkorea meinen, der Raketenabschuss diene auch dazu, die Macht des erst knapp vor einem Jahr angetretenen Diktator zu festigen. Nun sei Kim sowohl innen- als auch außenpolitisch gestärkt und könne für sein verarmtes Land mehr Wirtschaftshilfe von den USA aushandeln.