Kairo. Inmitten der politischen Krise in Ägypten hat Präsident Mursi den Streitkräften das Recht zur Festnahme von Zivilisten erteilt. Der Staatschef wies in dem Dekret die Armee zur Kooperation mit der Polizei an, um die Sicherheit vor dem Referendum über die umstrittene Verfassung zu gewährleisten.
Vor dem Referendum über den umstrittenen Verfassungsentwurf in Ägypten hat Präsident Mohammed Mursi den Streitkräften Polizeirechte und die Befugnis zur Festnahme von Zivilisten übertragen.
Der Staatschef wies in einem am Montag veröffentlichten Dekret die Armee zur Kooperation mit der Polizei an, um die Sicherheit bis zur Abhaltung des Referendums am 15. Dezember und den "Schutz der lebenswichtigen Institutionen des Staates" zu gewährleisten.
Nach heftigen Protesten der Opposition hatte Mursi am Samstag die umstrittenen Sondervollmachten annulliert, die er sich am 22. November selbst erteilt hatte.
Jedoch lehnte der Staatschef eine Verschiebung des Referendums über den Verfassungsentwurf erneut ab. Der Entwurf war im Eilverfahren in der durch die Islamisten dominierten verfassungsgebenden Versammlung verabschiedet worden.
Der Opposition reichte die Rücknahme der Sondervollmachten nicht. Am Sonntag rief sie für Dienstag zu weiteren Protesten gegen die geplante Verfassung auf, die ihrer Ansicht nach nicht die grundlegenden Bürgerrechte garantiert.
Die Armee verhielt sich in dem Konflikt zwischen dem Staatschef und der Opposition bisher neutral. Nach blutigen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis am Mittwoch postierte die Präsidentengarde am Donnerstag Panzer vor dem Amtssitz des Staatschefs, griff aber nicht aktiv ein. Allerdings drohte sie am Samstag mit einem Eingreifen, sollte ein Dialog nicht zu einer Beilegung der Krise führen.
Mursi hatte im August die Armee, die seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubaraks im Februar 2011 de facto den Staat geführt hatte, in ihrem Einfluss beschnitten. Zuvor hatte bereits ein Kairoer Verwaltungsgericht das Recht der Militärpolizei und des Militärgeheimdiensts zur Festnahme von Zivilisten aufgehoben.
Mursi streicht Steuererhöhungen
Unterdessen annullierte Mursi eine Reihe von Steuererhöhungen, die er erst wenige Stunden zuvor beschlossen hatte. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Mena beauftragte er Ministerpräsident Hischam Kandil mit einem "sozialen Dialog", um "die Last auf den Bürgern nicht weiter zu erhöhen". Zuvor hatte Mursis eigene Partei für Freiheit und Gerechtigkeit ihre Ablehnung jeder Politik erklärt, welche die "Last für die Armen" erhöht.
Erneute Proteste in Kairo
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Mursi wollte unter anderem die Steuern auf Stahl, Zement, Limonaden, Bier und Zigaretten erhöhen. Seit dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 befindet sich Ägypten in einer tiefen Wirtschaftskrise. Insbesondere die Auslandsinvestitionen und der für viele Regionen lebensnotwendige Tourismus brachen stark ein. Um dem Einnahmerückgang zu begegnen, kürzte die Regierung bereits Subventionen für Kochgas und Strom. (afp/dapd)
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