Berlin. . Die Kliniken in Deutschland haben 2011 so viele Patienten wie noch nie behandelt. Doch bei weitem nicht jeder Eingriff scheint medizinisch begründbar. Zu diesem Ergebnis kommt der „Krankenhaus-Report 2013“ der AOK.
Die Kliniken in Deutschland haben 2011 so viele Patienten wie noch nie behandelt. Doch bei weitem nicht jeder Eingriff scheint medizinisch begründbar. Zu diesem Ergebnis kommt der „Krankenhaus-Report 2013“ der AOK. Demnach würden Operationen oft nur durchgeführt, um die Einnahmen der Kliniken zu steigern. So zählt die Studie für 2011 rund 18,3 Millionen Krankenhausaufenthalte und damit gut 300.000 mehr als im Vorjahr. Aber nur ein Drittel dieser zusätzlichen Fälle sei durch die älter werdende Gesellschaft erklärbar.
Eine „exorbitante“ Ausweitung stellte der Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh, vor allem bei lukrativen und planbaren Operationen fest. Besonders rasant war dabei der Anstieg bei den Wirbelsäuleneingriffen. Zwischen 2005 und 2010 hat sich deren Anzahl bei den AOK-Versicherten mehr als verdoppelt. Bestimmte Eingriffe am Herzen haben von 2008 bis 2010 um 25 Prozent zugenommen. Davon wären nur zehn Prozent durch den demographischen Wandel erklärbar, sagte Studienautor Jürgen Klauber.
Boni für Chefärzte
Mit der Studie gewinnt die Debatte um unnötige Operationen in deutschen Krankenhäusern neue Dynamik. Heftig in der Kritik stehen dabei Verträge für Chefärzte, die für eine hohe Anzahl von Operationen Boni erhalten. Deh sprach gestern von der Gefahr, dass Ärzte zu schnell zum Skalpell griffen. Um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern, würden die Krankenhäuser die Menge ihrer erbrachten Leistungen steigern.
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Diesen Vorwurf wies der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Alfred Dänzer, zurück. Er begründete die steigenden Zahlen mit dem medizinischen Fortschritt und dem demographischen Wandel. Dennoch: „Wir müssen die Anreize anders setzen, Operationen dürfen nicht ökonomisch begründet sein“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), der WAZ, ohne konkrete Vorschläge zu machen.
Deutliche Qualitätsunterschiede
Wie aus der Studie hervorgeht, gibt es deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken. Während in 74 von 614 Krankenhäusern weniger als fünf Prozent der Katheterpatienten Komplikationen hatten, waren es bei 37 Häusern mehr als 15 Prozent.
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„Wir wollen schlechte Leistungen nicht bezahlen“, sagte Deh und forderte eine Lockerung der Vorschrift, mit jeder Klinik Vergütungsverträge abschließen zu müssen.