Essen. . Auf der Steuer-CD, die die NRW-Finanzverwaltung für 3,5 Millionen Euro gekauft hatte, befinden sich auch Angaben zu 750 Stiftungen. Der Bundesverband beteuert: „Die Betrüger kommen aus Liechtenstein“. Manche Experten meinen, dass manche deutsche Stiftungen nicht allein dem guten Zweck dienen.
Die Stiftungs-Landschaft blüht und gedeiht. In NRW gibt es laut Innenministerium rund 3000 Stiftungen, fast alle sind gemeinnützig. Die größte ist die Bertelsmann-Stiftung. 150 neue kommen in unserem Bundesland jedes Jahr hinzu. Auf der Steuer-CD, die die NRW-Finanzverwaltung für 3,5 Millionen Euro gekauft hatte, befinden sich auch Angaben zu 750 Stiftungen: Dienen sie alle dem guten Zweck?
Stifter wollen Gutes tun. Sie stellen ein Vermögen zur Verfügung, aus dessen Erträgen Wohltaten finanziert werden. Stiftungen schützen die Natur, helfen Armen, geben Kindern gute Bildung oder fördern die Wissenschaft. Das ist die edle Geschichte, die man über Stiftungen erzählen kann. Aber es gibt darin auch schwarze Kapitel. Denn Stiftungen eignen sich vortrefflich, um Geld vor dem Zugriff des Fiskus und vor Gläubigern zu retten.
Gemeinnützige Stiftungen müssen keine Steuern auf Finanzerträge zahlen. Der Staat subventioniert diese Einrichtungen und damit auch ihren guten Zweck. Aber: Er kontrolliert die Stiftungen kaum, sagen Kritiker.
Stiftung als Methode, um Geld zu retten
„Stiftungen sind sehr undurchschaubar, jedenfalls in Deutschland“, weiß Claus Koss, Professor an der Hochschule Heidelberg und Ex- Sachverständiger des Bundesrates für Stiftungsrecht. „Bezirksregierungen und Finanzbehörden müssen prüfen, ob Stiftungen den gemeinnützigen Zweck erfüllen. Aber es gibt zu wenige Prüfer.“ Konsequenz: „Große Intransparenz“.
Das Hauptmotiv für die Stiftungsgründung ist genannt: Wohltätigkeit. Aber Stiftungen verhindern auch den Zugriff von außen auf Geldvermögen. Stiftungsgeld ist sicher, auch bei Insolvenzen. Und die Erträge sind steuerbefreit. Außerdem können Wohlhabende mit Hilfe von Stiftungen einen Teil des Familienvermögens erhalten. Denn ein Drittel der Erträge dürfen Familienangehörige bekommen, wenn sie sich in der Stiftung engagieren.
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen beteuerte, dass deutsche Stiftungen nicht in den jüngsten Steuerbetrug verwickelt seien. „Weil sich deutsche Stiftungen für Steuerbetrug nicht eignen, mussten die Betrüger ins liechtensteinische Ausland gehen“, sagte Hans Fleisch, Generalsekretär des Verbandes. Solche „Scheinstiftungen“ gibt es angeblich in Deutschland nicht.