Essen. . Der mögliche Einsatz international geächteter Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg versetzt die USA und ihre Verbündeten in Alarmbereitschaft. Als Reaktion auf ein solches Schreckensszenario werde nun auch ein militärisches Eingreifen erwogen, hieß es aus Regierungskreisen in Washington. Die gesamte Region ist mit Giftgas aufgerüstet.
Die Furcht vor einem Giftgasangriff im syrischen Bürgerkrieg wächst. Vor allem die USA sind alarmiert. Präsident Barack Obama drohte dem Assad-Regime erneut eindringlich mit Konsequenzen, sollte es Chemiewaffen gegen die Aufständischen einsetzen. Sogar ein militärisches Eingreifen werde erwogen. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen äußerte sich ähnlich. Sollte das Assad-Regime chemische Kampfstoffe einsetzen, werde die internationalen Gemeinschaft darauf schnell reagieren, sagte er.
Aufgeschreckt wurden die USA und ihre Verbündeten offenbar durch Geheimdienstberichte, wonach die syrische Regierung begonnen habe, die notwendigen chemischen Komponenten für solche Waffen zu mischen. „Die Welt schaut zu“, warnte Obama die syrische Regierung unmissverständlich, Assad werde zur Rechenschaft gezogen.
Eines der größten Arsenale
Das syrische Chemiewaffenarsenal gilt als eines der größten im Nahen Osten. Doch um welche Stoffe und Mengen es sich handelt, ist kaum bekannt. Da Syrien zu den wenigen Ländern gehört, die das Chemiewaffenabkommen nicht unterzeichnet haben, untersteht es keinerlei Kontrollen. Am 23. Juli hatte das syrische Außenministerium erklärt, Chemiewaffen nicht gegen Aufständische, wohl aber bei einem Angriff von außen einzusetzen. Damit hatte das Regime erstmals den Besitz solcher Waffen zugegeben.
„Es gibt keinen Zweifel daran, dass Syrien über Chemiewaffen verfügt“, sagt Jan van Aken dieser Zeitung. Seit Jahren erforscht der ehemalige UN-Waffeninspektor im Rahmen des „Sunshine Projekts“ die Verbreitung biologischer und chemischer Kampfstoffe. Er glaube indes nicht, dass Assad sie einsetzen werde. „Er weiß ganz genau: Eine Granate – und die Nato greift an.“
Die gesamte Region ist bis an die Zähne aufgerüstet, auch mit international geächteten Chemiewaffen. Ihre Herstellung sei einfach, niemand wisse, in welchen Bunkern noch Vorräte lagern, so van Aken.
Chemiewaffenkonvention nicht unterzeichnet
Bereits 1984 setzte Irak im Krieg gegen den Iran Nervengas ein, etwa 5000 Soldaten wurden getötet. Also begann auch der Iran mit der Gift-Produktion, nach Erkenntnissen der Stiftung Wissenschaft und Politik halfen China und Indien dabei. In Libyen unterbrach der Bürgerkrieg die vorgesehene Vernichtung der Stoffe. Einige Depots fielen den Rebellen in die Hände, jedoch waren die Chemikalien offenbar nicht in Munitionshülsen abgefüllt, was ihre Verwendung erschwert.
Bis 2012 sollten weltweit alle chemische Waffen vernichtet sein, dies sieht die internationale Chemiewaffenkonvention aus dem Jahre 1993 vor, die von 188 Staaten unterzeichnet wurde. Kontrolliert werden die Bestände von der Organisation für die Verhinderung Chemischer Waffen (OPCW) in Den Haag. Acht Staaten sind nie beigetreten: Birma, Angola, Nordkorea, Somalia, Südsudan sowie Israel, Ägypten – und Syrien.