Damaskus. Bei zwei Autobomben in einem Ort nahe Damaskus sind mehr als 54 Menschen getötet worden. Die Autobombe zündete auf einen zentralen Platz in einer Ortschaft, in der vor allem Schiiten und Christen wohnen. Experten vermuten einen religiösen Hintergrund und gehen von einer islamistischen Terrorgruppe aus.
Bei einem verheerenden Doppelanschlag nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Mittwochmorgen mehr als 50 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge explodierten zwei Autobomben in dem als regierungstreu geltenden Ort Dscharamana, wobei mindestens 54 Menschen getötet wurden. Das Innenministerium sprach von 34 Toten und 83 Verletzten.
Etwa 120 weitere Menschen seien bei den Anschlägen verletzt worden, teilte die Beobachtungsstelle weiter mit. Wie die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, erfassten die Autobomben einen zentralen Platz in der Ortschaft, in der vor allem Drusen und Christen wohnen. Durch die Wucht der Explosionen wurden umliegende Häuser und Fahrzeuge schwer beschädigt. Sana zufolge explodierten zudem zwei weitere Sprengsätze in nahegelegenen Straßen, richteten aber nur materielle Schäden an.
Vorgehensweise erinnert an islamistische Terrorgruppen
Der im Exil ansässigen Beobachtungsstelle zufolge wurde eines der Autos von einem Selbstmordattentäter gesteuert, die andere Autobombe wurde offenbar ferngezündet. Die Anschläge erfolgten im Morgengrauen. Zu den Angriffen bekannte sich zunächst niemand, deren Handschrift und vor allem die Nutzung von Autobomben erinnerte aber an die Vorgehensweise islamistischer Terrorgruppen.
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In Dscharamana haben die dort lebenden Bürger Milizen gebildet, um ihr Viertel zu verteidigen. Die Drusen sind eine einflussreiche Minderheit in Syrien, ihr Glaube ist ebenso wie der der Führung um Staatschef Baschar al-Assad ein Ableger der schiitischen Religion. Religiöse Konflikte sind ein wesentlicher Punkt der Revolte gegen die Führung, da die sunnitische Mehrheit im Land gegen die jahrzehntelange Herrschaft der Alawiten aufbegehrt.
Syrische Armee setzt Angriffe fort
Beobachtungen eines AFP-Korrespondenten zufolge schossen syrische Rebellen am Mittwoch an der syrisch-türkischen Grenze einen Jagdbomber der syrischen Luftwaffe ab. Die Maschine wurde von einer Rakete getroffen und explodierte. Augenzeugen sagten, die zwei Piloten hätten sich mit Schleudersitzen gerettet, und einer von ihnen sei gefangen genommen worden.
Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Abschuss in Daret Essa in der Provinz Aleppo. Am Dienstag hatten die Rebellen erstmals einen Kampfhubschrauber der Armee mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen.
Die syrische Luftwaffe verstärkte unterdessen ihre Angriffe im Norden und im Zentrum des Landes, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Demnach wurden auf die Stadt Maaret al-Noman in der nordwestlichen Provinz Idlib innerhalb von einer Viertelstunde fünf Luftangriffe geflogen. Auch im zentralen Homs sowie im Großraum von Damaskus setzte die Armee ihre Angriffe fort. Am Dienstag waren landesweit bei Kämpfen und Angriffen mindestens 132 Menschen getötet worden, darunter 58 Zivilisten.
Europa und USA fordern eine sofortige Beendigung der Gewalt
Mit breiter Mehrheit verurteilte indes ein UN-Ausschuss die "schweren und systematischen" Menschenrechtsverletzungen durch syrische Sicherheitskräfte und die regierungstreuen Schabiha-Milizen. Die nicht bindende Resolution wurde in dem für Menschenrechte zuständigen Dritten Ausschuss der UN-Vollversammlung mit 132 Ja-Stimmen, zwölf Nein-Stimmen und 35 Enthaltungen verabschiedet.
Der von 20 europäischen und arabischen Staaten und den USA eingebrachte Text fordert die syrische Regierung auf, alle Verletzungen der Menschenrechte und alle Angriffe auf Zivilisten zu beenden und ruft alle Konfliktparteien auf, jede Form der Gewalt aufzugeben. (afp)