Washington. “Das ist eine rote Linie für die USA“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton. Die rote Linie, das ist ein Chemiewaffen-Arsenal, das in Syrien vermutet wird. Aus US-Regierungskreisen heißt es: Syrien mische chemische Stoffe für ein Nervengas. Die USA und die Europäer sind alarmiert.
Syrien hat offenbar Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz von Chemiewaffen gestartet. Das syrische Militär habe mit der Mischung von für das Nervengas Sarin benötigten Chemikalien begonnen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus Regierungskreisen in Washington. "Wir haben mehrere Hinweise erhalten, die uns annehmen lassen, dass sie chemische Stoffe mischen", sagte ein Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte.
Die "New York Times" hatte zuvor berichtet, dass die USA und die Europäer wegen Bewegungen bei den syrischen Chemiewaffeneinheiten alarmiert seien. US-Außenministerin Hillary Clinton warnte die Führung in Damaskus vor einem Einsatz von Chemiewaffen, mit dem "eine rote Linie für die USA" überschritten wäre. Das Außenministerium in Damaskus erklärte, Syrien werde "diese Art Waffen, wenn es welche davon besitzt, unter keinen Umständen gegen sein Volk einsetzen".
Die Vereinten Nationen stoppten vorerst ihren Einsatz in Syrien. UN-Sprecher Martin Nesirky sagte am Montag am Sitz der UNO in New York, "nicht zwingend notwendige Mitarbeiter" vor Ort würden angesichts der sich verschärfenden Sicherheitslage abgezogen.
Syrien sieht Chemiewaffen als Vorwand
Syriens Außenminister Walid al-Muallim hatte den USA Anfang Oktober vorgeworfen, die Debatte über das Chemiewaffenarsenal seines Landes als Vorwand für ein Eingreifen in den blutigen Konflikt nutzen zu wollen. Al-Muallim zog dabei eine Parallele zum Irak-Krieg von 2003, zu dessen Rechtfertigung die USA im Vorfeld unter anderem das angebliche Chemiewaffen-Arsenal Bagdads angeführt hatten. Dies stellte sich nach der Invasion aber als falsch heraus.
Syrien dagegen verfügt Experten zufolge über beträchtliche C-Waffen-Bestände aus den siebziger Jahren. Mit mehreren hundert Tonnen seien sie die größten im Nahen Osten, unter anderem lagere Syrien Nervengas. Die syrische Führung erklärte Ende Juli, Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einsetzen zu wollen, nicht aber gegen die eigene Bevölkerung. Es war das erste Mal, dass Damaskus offen den Besitz von Chemiewaffen einräumte. US-Präsident Barack Obama drohte daraufhin im August erstmals direkt mit einem militärischen Eingreifen. (afp)