Washington. . Bei einem Konzert verlor Ryan Leslie seinen Laptop. Nun wartet der Finder auf die versprochene Million. Doch Leslie will nicht zahlen, weil die wertvollen Musik-Dateien futsch gewesen seien, als das Laptop wieder in den Händen seines Besitzers war
Dass Ryan Leslie mit Geld umzugehen weiß, kann man in seinem aktuellen Hit „Swiss Francs“ nicht überhören. In dem genreüblich großmäuligen Stück bilanziert der millionenschwere Hip-Hop-Musiker, der nebenbei für Branchen-Größen wie Britney Spears, Jay-Z oder Mary J. Blidge gediegene Konfektionsware komponiert, sein Leben als nie endende Geburtstagsparty.
Limousine mit Chauffeur, goldene Armbanduhr, Diplomaten-Status beim Fliegen, Firmenzentrale an der Wall Street, schicke Anzüge, Mädels an jedem Finger – alles da. Fehlt nur noch ein Bank-Konto mit Schweizer Franken.
Nun, ein Autohändler aus dem rheinländischen Pulheim bei Köln hat dem schwarzen Ego-Protz aus Washington DC, der an der Elite-Uni Harvard studiert hat, jetzt einen Nasenstüber verpasst, der mehr als einen kleinen Schnupfen auslösen könnte. Armin Augstein führte vor zwei Jahren vor seinem Haus den Hund aus, als er einen schwarzen Rucksack fand. Darin: ein Laptop, ein Pass, eine Kreditkarte und, was noch wichtig wird in dieser Geschichte, eine tragbare Computer-Festplatte. Augstein, so sagt er es und niemand meldete bislang Zweifel an, brachte den Fund unangetastet zur Polizei. Sache erledigt. Nicht ganz.
Augstein wollte nur ein „Dankeschön“
Bevor der damals in Europa tourende Besitzer, eben jener Ryan Leslie, seine ihm in Köln aus dem Auto gestohlene Habe in Paris wieder in Empfang nehmen durfte, hatte der 34-Jährige via Internet-Kanal Youtube eine Million Dollar Finderlohn ausgelobt. Der Grund: Auf dem mobilen Speicher befänden sich jede Menge Juwelen, sprich: frisch komponierte, unveredelte Musik-Dateien, mit denen der selbstbewusste Jet-Set-Rapper noch großes Geld machen wollte.
Armin Augstein, so schreibt es die „New York Post“, wollte am Anfang nur ein „Dankeschön“ (was ihm bis heute verwehrt blieb) und später, gesagt ist gesagt, den annoncierten Finderlohn. Weil Herr Leslie über Monate der Kontaktaufnahme widerstand, setzte Augstein eine Klage auf, die jetzt von den Geschworenen eines New Yorker Gerichts bestätigt wurde: Leslie soll zahlen. Er muss zahlen.
Einspruch gegen die Richter-Entscheidung
Aber er will vorläufig nicht. „Glaubt nicht, was in den verfluchten Zeitungen steht“, rief er jetzt bei einem Konzert seinen Fans zu, und verbrannte auf offener Bühne die Titelseite der „New York Post“. Die Redaktion hatte den Musiker als intrigantes „Wiesel“ bezeichnet, weil er den Finderlohn nicht begleichen und Einspruch gegen die Richter-Entscheidung einlegen will.
Leslies Begründung empfindet Augstein, der den Fall gestern gegenüber dieser Zeitung nicht mehr kommentieren wollte, als ehrabschneidend: die wertvollen Musik-Dateien seien futsch gewesen, als das Laptop wieder in den Händen seines Besitzers war. „Deutsche sind sehr verlässlich“, sagte Augstein im Prozess in New York, „solche Anschuldigungen macht man nicht, dafür kann man in Deutschland sogar belangt werden“. Der versteckte Vorwurf, er, Augstein, habe die MP3-Dateien womöglich gelöscht oder kopiert. sei absurd. Armin Augstein ist zwar Autohändler. Aber unmusikalisch. Und mit „Maybachs & Diamonds“, wie es auf Ryan Leslies neuer Platte heißt, hat er gar nichts am Hut.