Los Angeles. . Nazanin Boniadi war Mitglied bei Scientology. Als Hollywood-Star Tom Cruise und seine Kollegin Nicole Kidman sich privat trennten, wurde Boniadi durch Scientology mit Cruise verkuppelt. Eine Liebe, die nicht von Dauer war und für Boniadi bitter endete, wie die preisgekrönte Autorin Maureen Orth beschreibt.
Dass sich Scientology für seine Mitglieder, gefragt oder ungefragt, als Kümmerer in allen Lebenslagen versteht, davon wissen Beratungsstellen für Opfer der aggressiven Sekte ein trauriges Lied zu singen. Fälle von dubioser Eheanbahnung waren bisher nicht darunter. Eine mehrfach ausgezeichnete Autorin des US-Magazins „Vanity Fair“ zeichnet jetzt einen prominenten Fall nach.
In der Oktober-Ausgabe des Magazins beschreibt Maureen Orth, wie die oberste Führung von Scientology für Hollywood-Schauspieler Tom Cruise nach der Trennung von Arbeitskollegin Nicole Kidman eine bemerkenswerte Braut-Schau veranstaltet hat. Orth sorgte schon mit einer Biografie über den Mörder des Modemachers Gianni Versace für Furore.
Cruise spricht in einer Stellungnahme von Lügen
Cruise steht in der Hierarchie der Eingeweihten von Scientology selbst weit oben. Dass am Ende des Verfahrens, das man sich nach der Lektüre als unmenschlichen Ausleseprozess vorstellen muss, die jüngst von Cruise geschiedene Katie Holmes obsiegte, war offenbar eher Zufall. Zwischenruf: Scientology begegnet den Anwürfen mit dem üblichen „Alles erfunden und gelogen!“. Cruise spricht in einer Stellungnahme von „Lügen“, die zwecks Verkaufsförderung eines Magazins in Umlauf gebracht worden seien.
Nach Orths Recherchen, die sich auf mit dem Vorgang betraute Scientologen beruft, wurden zunächst Branchen-Größen wie Scarlett Johansson, Jennifer Garner und Jessica Alba für eine künftige Rolle an der Seite von Cruise ausgeguckt – aber schnell für ungeeignet befunden. So kam Nazanin Boniadi ins Spiel. Die im Iran geborene und in London aufgewachsene dunkelhaarige Schauspiel-Schönheit (32), damals Scientologin, galt für Shelly Miscavige – die inzwischen verschwundene Frau von Scientology-Boss David Miscavige – als erste Wahl.
Cruise trifft Tochter Suri
Wie Orth beschreibt, wurde Boniadi einen Monat lang auf die Kontaktaufnahme mit dem als exzentrisch geltenden Schauspieler vorbereitet. Man riet ihr, auf bestimmte Äußerlichkeiten (rote Haarsträhnen) zu verzichten und ihrem Freund den Laufpass zu geben.
Als Strafaktion musste die Schauspielerin Toiletten putzen
Für den Fall eines Misserfolgs beim Anbandeln mit Cruise sei Boniadi der Ausschluss aus der Scientology-Gemeinschaft angedroht worden. Im Spätherbst 2004 kam es dann während eines inszenierten Abendessens bei einem New Yorker Nobel-Japaner und anschließendem Privat-Eislaufen am Rockefeller Center zur ersten Begegnung. Boniadi soll sich Hals über Kopf in Cruise verliebt haben und kurz darauf bei ihm eingezogen sein.
Dass aus dem Flirt eine „Mission Impossible“ wurde – zeichnet Orth nach – soll vor allem an dem als Despoten geltenden Miscavige gelegen haben, der mit Cruise eng befreundet ist. Boniadi muss den Sekten-Chef nach Angaben von Ohrenzeugen gebeten haben, etwas auf die Bremse zu treten. Majestäts-Beleidigung.
Im Frühjahr 2005, so „Vanity Fair“, wurde die Beziehung plötzlich abgebrochen, über die Frau Boniadi regelmäßig einem Scientology-Aufpasser Bericht erstattet haben soll. Als Strafaktion musste die Schauspielerin in einer Sekten-Niederlassung in Florida Toiletten schrubben und auf der Straße Lehrwerke von Scientology-Gründer Hubbard verkaufen, schreibt Orth.
Ihre Geschichte wird von Oscarpreisträger, Regisseur und Scientology-Aussteiger Paul Haggis („Million Dollar Baby“) schriftlich bestätigt. Inzwischen hat sich Boniadi von Scientology losgesagt. Unmittelbar nach dem Intermezzo trat Katie Holmes in das Leben von Tom Cruise. Miscavige war bei der Hochzeit 2006 Trauzeuge. Der Rest ist bekannt.