Essen. . 4,2 Millionen Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen fahren täglich zur Arbeit in eine andere Stadt. Die Zahl nimmt ständig zu. Es gibt Job-Magnete wie Düsseldorf – und Wohnstädte wie Moers.

Von oben muss Nordrhein-Westfalen wie ein Ameisenhaufen wirken. Alles ist in Bewegung. Jeder zweite Erwerbstätige an Rhein und Ruhr – das sind 4,2 Millionen Einwohner – pendelt zur Arbeit. Man verlässt für Stunden den eigenen Wohnort und fährt in eine andere Stadt, die durchaus nicht die in der Nachbarschaft sein muss.

Die Zahl dieser Berufspendler nimmt stetig zu. 2011 ist sie in NRW um 2,3 Prozent gewachsen, so das Statistische Landesamt it.nrw. In seiner neuen Pendlerrechnung geben die Statistiker die Pendlerquote mit 50,1 Prozent an. Im Bundesdurchschnitt sind es 45 Prozent.

Alleine in die rheinischen Großstädte Köln und Düsseldorf fahren täglich mehr als eine halbe Million Menschen zur Arbeit. Düsseldorf deckt seinen Bedarf an Arbeitskräften überwiegend aus dem Umland. 58,3 Prozent der Jobs sind mit Einpendlern besetzt.

„Manche gehen auch zu Fuß“

Die Stadt, in der die meisten Pendler wohnen, heißt Moers. Eine typische Wohnstadt? Die Zahlen deuten darauf hin. Täglich verlassen 29 000 der hier lebenden 47 000 Erwerbstätigen ihr Stadtgebiet, um anderswo Geld zu verdienen: 60,9 Prozent. Auf Platz zwei folgt Recklinghausen mit 56,9 Prozent.

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Ständiges Kommen und Gehen („Ja“, sagt Leo Krüll vom Statistischen Landesamt, „manche gehen auch zu Fuß“) herrscht im Ruhrgebiet. Duisburg: 44,5 Prozent der Arbeitsplätze werden von Auswärtigen besetzt. Aber auch 42,4 Prozent der Duisburger haben ihren Arbeitsplatz außerhalb der Stadtgrenzen. 139 753 Arbeitnehmer fahren täglich nach Essen, wo sie 47,1 Prozent der Arbeitsplätze besetzen. 87 000 Essener verdienen anderswo ihre Brötchen. Die Nachbarstädte Mülheim und Oberhausen liegen mit ihren Einpendler-Zahlen (52,7 und 49,6 Prozent) ebenso nahe am Landesdurchschnitt wie mit der Quote derjenigen, die anderswo arbeiten: Jeweils um 52 Prozent .

Dagegen haben Dortmund und Hagen im östlichen Revier eher eine niedrige Zahl von Nest-Flüchtlingen: Zwischen 33 und 35 Prozent arbeiten andernorts. In Bochum sind das schon mehr. 65 000 der 163 000 Bochumer Erwerbstätigen. Rund 40 Prozent.

Entfernungen wachsen

Frauen pendeln nicht weniger als Männer. In den Revierstädten ist fast jeder zweite Pendler weiblich. In den ländlichen Regionen können es etwas weniger sein wie im sauerländischen Erndtebrück, wo von den 2037 täglichen Auspendlern 877 Frauen sind.

Reichlich verschieden ist die Länge der Wege, die die Arbeitnehmer zurücklegen. So fahren täglich 11 692 Essener nach Düsseldorf zur Arbeit. Für sie sind es runde 26 Kilometer. Das Bundesinstitut für Raumforschung hat errechnet, dass die durchschnittlich zurückgelegten Kilometer binnen zehn Jahren bundesweit von 14 auf 17 Kilometer gestiegen sind. Ein Tribut an die neuen Arbeitswelten.

Die Statistiker haben neue Berechnungsgrundlagen, um Pendlerströme zu verfolgen. „Die sind sehr sicher“, sagt Leo Krüll. Die Bundesanstalt für Arbeit spendet mit ihrer Datei der Sozialversicherungspflichtigen eine der wichtigsten Listen. Sozialversicherungspflichtige wie auch Beamte sind mit Wohn- und Arbeitsort festgehalten. Nur Namen kann man nicht zuordnen.

Die genauen Pendlerströme und Pendlerquoten hat das Statistische Landesamt aufgeschrieben.