Die Zechensiedlung nahe am Förderturm? Das war mal Ruhr-Kultur. Es ist lange her. Heute muss die Hälfte der Arbeitnehmer jeden Tag in eine andere Stadt fahren, um an den Arbeitsplatz zu kommen.
Nordrhein-Westfalen ist das deutsche Pendlerland schlechthin geworden. Bei aller Abwechselung auf dem Weg: Das ist weder gesund noch ist es wirtschaftlich.
Pendeln macht krank, fand kürzlich die Techniker-Kasse heraus. Mit 2,2 Fehltagen wegen psychischer Diagnosen liegen Pendler in diesem Bereich vor anderen.
Pendeln leert die Geldbörse. Der Benzinpreis springt mal auf 1,70 Euro. Aber die Pendlerpauschale, der steuerliche Staatszuschuss, springt nicht mit.
Pendeln belastet das Stadtumfeld mit Lärm und das Klima mit Abgasen. Dass Regionen wie Köln und das Ruhrgebiet gleichzeitig zu den Stau- wie Feinstaubschwerpunkten der Republik zählen, kommt nicht von ungefähr.
Aber wehren wir uns dagegen? Fühlen wir uns ausgebeutet, weil der regulären Arbeitszeit morgens 60 und auch abends 60 Minuten Zeitdiebstahl vorgeschaltet sind? Suchen die Betroffenen verzweifelt neue Jobs in der Nachbarschaft?
Viele suchen. Aber nicht wenige riskieren auch freiwillig den Zeitverlust. Sie wollen den guten Job dort und die Freunde hier. Pendeln nervt. Aber es gehört zum Leben.