Den Haag. Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat den kroatischen Ex-General Ante Gotovina im Berufunsverfahren freigesprochen. Ihm war zuvor vorgeworfen worden, für den Tod von hunderten Zivilisten verantwortlich zu sein. Serbische Politiker reagierten entsetzt auf die Entscheidung des Gerichts.
Der Freispruch für den kroatischen Ex-General Ante Gotovina durch das UN-Kriegsverbrechertribunal ist in Serbien auf Empörung gestoßen. Mit dem Freispruch von Gotovina und dem mitangeklagten Ex-General Mladen Markac habe das Gericht "jede Glaubwürdigkeit verloren", sagte der für die Zusammenarbeit mit dem Tribunal zuständige serbische Minister Rasim Ljajic der Nachrichtenagentur Beta am Freitag. "Die Entscheidung von heute ist ein Beweis für selektive Justiz, die schlimmer ist als Ungerechtigkeit."
Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic begrüßte dagegen das Urteil. Die Angeklagten seien "offensichtlich unschuldig", erklärte er. Ihr Freispruch sei "wichtig für Kroatien". Gleichzeitig räumte Milanovic ein, dass im Krieg auch auf kroatischer Seite "Fehler" gemacht worden seien. Dafür sei aber der kroatische Staat verantwortlich "und nicht Markac und Gotovina". Zagreb sei bereit, "seine Schuld gegenüber denen, denen Unrecht durch den kroatischen Staat widerfahren ist, zu begleichen".
Für viele Kroaten ist Ante Gotovina noch immer ein Volksheld
Die Berufungskammer des UN-Kriegsverbrechertribunals hatte Gotovina und Markac am Freitag freigesprochen. Die beiden waren von dem Tribunal im vergangenen Jahr in erster Instanz wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Vorgehen gegen die serbische Bevölkerung in Kroatien zu 24 beziehungsweise 18 Jahren Haft verurteilt worden.
Gotovina war Befehlshaber der "Operation Sturm", bei der kroatische Armeeeinheiten 1995 die von ethnischen Serben kontrollierte Region Krajina eroberten. Das UN-Tribunal hatte den beiden Ex-Generälen vorgeworfen, für den Tod von 324 Zivilisten und Soldaten verantwortlich zu sein, die sich bereits ergeben hatten, sowie 90.000 Serben zum Verlassen der Krajina gezwungen zu haben.
Viele Kroaten sehen den ehemaligen General noch immer als Volksheld. Auf dem Hauptplatz in Zagreb wurde die Urteilsverkündung am Freitag auf einem riesigen Bildschirm vor tausenden Menschen direkt übertragen werden. (afp)