Den Haag. . Das UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien hat zwei ehemaligen kroatischen Generale wegen Kriegsverbrechen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Einer von ihnen, Ante Gotovina, wird in seiner Heimat als Volksheld verehrt.

Zwei ehemalige kroatische Militärs müssen wegen Kriegsverbrechen im jugoslawischen Bürgerkrieg hinter Gitter. Die beiden Männer seien mitverantwortlich dafür, dass Serben in den 1990-ern in der kroatischen Region Krajina ermordet oder von dort verjagt wurden, urteilte ein UN-Tribunal.

Der 55-jährige Ante Gotovina muss für 24 Jahre hinter Gitter. Das entschied der Internationale Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien am Freitag in Den Haag. Den ehemaligen Kommandeur der kroatischen Spezialpolizei, Mladen Markac, schicken die Richter für 18 Jahre in Haft. Der ehemalige stellvertretende Verteidigungsminister des Landes, Ivan Cermak, muss dagegen nicht ins Gefängnis. Sein Einfluss sei beschränkt gewesen, zudem habe er nicht gemeinsam mit den anderen Angeklagten gehandelt.

Gotovina hatte während des Bürgerkriegs im auseinanderbrechenden Jugoslawien wichtige Posten in der kroatischen Armee inne, Markac bei der Polizei. Die Truppen der beiden verwüsteten aus Sicht der Richter in der ersten Hälfte der 1990-er Jahre systematisch Eigentum von Serben, verjagten oder töteten sie. Die kroatische Armee vertrieb im Zuge der so genannten „Operation Sturm“ die serbische Bevölkerung aus der Region Krajina, die Polizei war daran beteiligt. Die Verurteilten betrieben eine gemeinsame kriminelle Kampagne, urteilte das Gericht.

Gotovina wird von vielen in Kroatien als Volksheld verehrt

Ante Gotovina wurde in Kroatien zum Symbol für den Widerstand gegen die Aggressionen der Serben und wird bis heute von vielen als Volksheld verehrt. Auf einem zentralen Platz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb verfolgten am Freitag mehrere Tausend Kriegsveteranen den Prozess auf einer großen Videoleinwand.

In Kroatien wurde das Urteil mit Empörung aufgenommen. Der amtierende Präsident des Landes, Ivo Josipovic, zeigte sich von dem Richterspruch „schockiert“. Der Hinweis auf eine kriminelle Kampagne sei „inakzeptabel". „Das war für uns ein Befreiungskrieg. Verbrechen wurden auf allen Seiten begangen, auch auf unserer“, sagte Josipovic. „Dies kann aber unseren Befreiungskrieg nicht in Frage stellen.“ In der kroatischen Hauptstadt Zagreb protestierten Tausende gegen den Schuldspruch.

Besonders der Fall Gotovina hatte Kroatien viel Ungemach bereitet. Im Herbst 2005 wurde das Ex-Mitglied der französischen Fremdenlegion auf den kanarischen Inseln verhaftet. Die Europäische Union hatte der Regierung seines Heimatlandes vorgeworfen, ihn bei seiner Flucht vor der Justiz zu unterstützen. Auch deswegen kamen damals die Gespräche über den EU-Beitritt Kroatiens nicht in Fahrt. Mittlerweile ist das Land derjenige Beitritts-Kandidat, der am längsten über seine Mitgliedschaft verhandelt.

„Dies ist ein Urteil gegen den kroatischen Staat“, sagte Branko Borkovic, ein früherer Kommandeur der kroatischen Streitkräfte. Der frühere kroatische Außenminister Mate Granic sagte, das Urteil sei eine Schande und spiegle nicht die Beweislage wider. Gotovinas Verteidiger Greg Kehoe kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. (mit dapd)