Berlin. Grünen-Chefin Claudia Roth bleibt bei ihrer erneuten Kandidatur für den Parteivorsitz. Roth äußerte sich am Montagmorgen, nachdem sie bei der Urwahl des grünen Spitzenduos für den Wahlkampf überraschend schlecht abgeschnitten hatte. Sie biete ihrer Partei an, als Vorsitzende alles für den Wechsel zu tun.

Grünen-Chefin Claudia Roth will ihr Amt trotz der Niederlage bei der Urwahl zur Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl weiter ausüben. Sie werde beim Parteitag am Wochenende in Hannover erneut für den Vorsitz kandidieren, sagte Roth am Montag vor Journalisten in Berlin. Nachdem sie bei der Urwahl mit 26,2 Prozent weit abgeschlagen geblieben war, war über einen möglichen Rückzug Roths vom Parteivorsitz spekuliert worden.

Zuvor war Roth von zahlreichen Führungsvertretern aufgerufen worden, trotz ihres schlechten Abschneidens an der Spitze der Partei zu verbleiben. Zwar sei ihr Abschneiden "eine herbe Klatsche" für sie gewesen, sage Roth in Berlin. "Wer mich kennt weiß, dass nach dem bitteren Ergebnis mich Zweifel und große Zerrissenheit durchgerüttelt haben." Aber es gehe jetzt nicht um ihre Person, sondern um die Ablösung von Schwarz-Gelb im kommenden Jahr. "Deshalb ziehe ich meine Kandidatur nicht zurück", sagte sie.

"So viel Zuspruch habe ich noch nie bekommen"

Viele Parteikollegen hätten ihr gesagt: "Die Wahl zur Spitzenkandidatin war nicht die Abwahl der Parteivorsitzenden", sagte Roth. "So viel Zuspruch habe ich noch nie bekommen." Durch die vielen Rückmeldungen sei ihr "klar geworden, dass es jetzt vor allem um Verantwortung geht um die eigene Partei". Nun müssten die Delegierten auf dem Parteitag entscheiden, "ob sie mir dieses Amt noch zutrauen".

Der Grünen-Vorstand wird beim Parteitag am Wochenende in Hannover neu gewählt. Bei der Urwahl für die Doppelspitze zur Bundestagswahl hatte sich neben Fraktionschef Jürgen Trittin überraschend Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt durchgesetzt. (afp/rtr)

Claudia Roth

Claudia Roth wird am 15. Mai 1955 im schwäbischen Ulm geboren. Nach einem Umzug der Familie wächst sie in Bayern auf,
Claudia Roth wird am 15. Mai 1955 im schwäbischen Ulm geboren. Nach einem Umzug der Familie wächst sie in Bayern auf, "im tiefsten, schwärzesten Bayern", wie sie später berichtet. © ddp
Dieses bayerische Umfeld empfindet sie im Nachhinein für ihre Entwicklung gut. In ihrer linksliberal eingestellten Familie habe sie lernen können, zu eigenen Meinungen zu stehen, auch gegen Widerstand.
Dieses bayerische Umfeld empfindet sie im Nachhinein für ihre Entwicklung gut. In ihrer linksliberal eingestellten Familie habe sie lernen können, zu eigenen Meinungen zu stehen, auch gegen Widerstand. © ddp
An ihren Berufswunsch, den sie als Schülerin hatte, erinnert sie sich so: Sie wollte etwas machen,
An ihren Berufswunsch, den sie als Schülerin hatte, erinnert sie sich so: Sie wollte etwas machen, "wodurch die Welt gerechter und lebenswerter wird". Sie geht zum Theater. © ddp
Nach ihrem Theater-Studium in München landet sie in Dortmund. Sie wird Dramaturgin der Städtischen Bühnen und gründet schließlich ein Freies Theater. In Dortmund stößt sie auch auf die damals bekannte Band
Nach ihrem Theater-Studium in München landet sie in Dortmund. Sie wird Dramaturgin der Städtischen Bühnen und gründet schließlich ein Freies Theater. In Dortmund stößt sie auch auf die damals bekannte Band "Ton, Steine, Scherben", deren Managerin Claudia Roth 1982 wird. © ddp
1985 kommt die Politik ins Spiel. Die Bundestagsfraktion der Grünen sucht eine Pressesprechein. Sie bekommt den Job. Die Politik-Karriere der Claudia Roth nimmt ihren Lauf.
1985 kommt die Politik ins Spiel. Die Bundestagsfraktion der Grünen sucht eine Pressesprechein. Sie bekommt den Job. Die Politik-Karriere der Claudia Roth nimmt ihren Lauf. © ddp
1989 wird sie ins Europaparlament gewählt, 1994 als Spitzenkandidatin ihrer Partei noch einmal.
1989 wird sie ins Europaparlament gewählt, 1994 als Spitzenkandidatin ihrer Partei noch einmal. © ddp
In ihrer Brüsseler Zeit widmet sich Claudia Roth vor allem den Menschenrechten. Sie setzt sich zum Beispiel für mehr Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei ein.
In ihrer Brüsseler Zeit widmet sich Claudia Roth vor allem den Menschenrechten. Sie setzt sich zum Beispiel für mehr Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei ein. © ddp
1994 legt die Politikerin in Brüssel einen Bericht zur Gleichberechtigung homosexueller Menschen vor. Er bilde bis heute die Grundlage für die Politik zur Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen in der EU, lobt sich Claudia Roth.
1994 legt die Politikerin in Brüssel einen Bericht zur Gleichberechtigung homosexueller Menschen vor. Er bilde bis heute die Grundlage für die Politik zur Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen in der EU, lobt sich Claudia Roth. © ddp
1998 kehrt die Politikerin aus Brüssel heim - sie wird in den Bundestag gewählt.
1998 kehrt die Politikerin aus Brüssel heim - sie wird in den Bundestag gewählt. © ddp
Es beginnt ein politischer Zickzack-Kurs, was ihre Ämter betrifft. 2001 wird Claudia Roth Nachfolgerin von Renate Künast als Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen.
Es beginnt ein politischer Zickzack-Kurs, was ihre Ämter betrifft. 2001 wird Claudia Roth Nachfolgerin von Renate Künast als Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen. © ddp
Da es damals bei den Grünen aber noch verpönt war, Amt und Mandat gleichzeitig auszuüben, scheidet sie aus dem Bundetag aus.
Da es damals bei den Grünen aber noch verpönt war, Amt und Mandat gleichzeitig auszuüben, scheidet sie aus dem Bundetag aus. © Fischer / WAz FotoPool
Nur ein Jahr später ist sie aber wieder drin - im Bundestag. Frisch gewählt verzichtet sie auf eine erneute Kandatatur für den Parteivorsitz.
Nur ein Jahr später ist sie aber wieder drin - im Bundestag. Frisch gewählt verzichtet sie auf eine erneute Kandatatur für den Parteivorsitz. © ddp
Während der rot-grünen Regierung unter Kanzler Schröder wird Claudia Roth zur Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Innerparteilich steht ein neues, altes Amt an...
Während der rot-grünen Regierung unter Kanzler Schröder wird Claudia Roth zur Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Innerparteilich steht ein neues, altes Amt an... © ddp
...und Claudia Roth wird im Oktober 2004 wieder Teil der Doppelspitze von Bündnis90/Die Grünen.
...und Claudia Roth wird im Oktober 2004 wieder Teil der Doppelspitze von Bündnis90/Die Grünen. © ddp
Seit 2008 ist Cem Özdemir, der erste deutsche Parteichef mit Migrationshintergrund, ihr Partner an der Parteispitze.
Seit 2008 ist Cem Özdemir, der erste deutsche Parteichef mit Migrationshintergrund, ihr Partner an der Parteispitze. © ddp
Ihr letzter gemeinsamer Auftritt vor der Sommerpause ist mit Joachim Gauck, der im Juni 2010 von den Grünen und der SPD für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen wird.
Ihr letzter gemeinsamer Auftritt vor der Sommerpause ist mit Joachim Gauck, der im Juni 2010 von den Grünen und der SPD für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen wird. © ddp
Weniger glanzvoll: Claudia Roth posiert 2009 vor einer Walze mit der Aufschrift
Weniger glanzvoll: Claudia Roth posiert 2009 vor einer Walze mit der Aufschrift "Weg mit den Atomwaffen!". Mit der Aktion zum Natogipfel in Baden-Baden und Straßburg fordert Roth die atomare Abrüstung in Europa. Grünes Alltagsgeschäft. © ddp
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