Washington. . CIA-Direktor David Petraeus hat seinen Rücktritt eingereicht. Grund sei eine außereheliche Beziehung, hieß es in einem Schreiben von Petraeus an US-Präsident Barack Obama, in dem er seien Rücktritt einreichte. Obama habe am Freitag angenommen, hieß es.

Der Chef des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA, David Petraeus, ist am Freitag wegen einer außerehelichen Affäre von seinem Amt überraschend zurückgetreten. Der 60-Jährige informierte Präsident Barack Obama von seinem auf „schlechtem Urteilsvermögen“ basierenden Fehltritt. „Ein solches Verhalten ist inakzeptabel - und zwar als Ehemann und als Anführer einer Organisation wie unserer", schrieb Petraeus.

Nach Angaben von US-Medien hat er eingeräumt, seine Frau Holly, mit der seit 37 Jahren verheiratet ist, betrogen zu haben. Obama wollte den Karriere-Beamten, der als bedeutendster Militär seiner Generation und charismatischer Intellektueller gilt und bereits als Präsidentschaftskandidat gehandelt wurde, nach Medienangaben zunächst umstimmen. Nach einem ausführlichen Gespräch nahm er das Rücktrittsgesuch dann doch an und bedankte sich bei Petraeus für „herausragende Dienste für sein Land“.

Militär-Experten nennen Rücktritt von Petraeus "dubios"

Elke Hoff, Verteidigungs-Expertin der FDP-Bundestagsfraktion, kennt Petraeus seit 2008 persönlich und war die erste deutsche Politikerin, die ihn in seiner neuen CIA-Rolle im Hauptquartier Langley Anfang des Jahres besuchte. "Ich bin sprachlos", sagte sie dieser Zeitung. Der Fall gilt in Washington als Sensation.

Die Hintergründe sind laut Militär-Experten von CNN und „Washington Post“ derzeit „noch dubios“. Die zeitliche Nähe zur Wahl Obamas und die laufenden Spekulationen über CIA-Fehlverhalten bei den tödlichen Übergriffen auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi „setzen einige Fragezeichen hinter die Sache“, sagte ein Fernsehkommentator.

In der kommenden Wochen stand für den 1,74 Meter großen, passionierten Langstreckenläufer eine Anhörung zu Bengasi im Kongress bevor. Petraeus, ein früherer 4-Sterne-General, wurde im Herbst 2011 nach 37 Jahren Militärdienst aus der Armee verabschiedet und wechselte auf Obamas Wunsch an die Spitze der CIA. Petraeus gilt als exzellenter Militärstratege, der mit einem neuen Strategie-Ansatz dem Krieg im Irak die entscheidende Wendung gab und auch die Kriegsführung in Afghanistan maßgeblich geprägt hatte.

Petraeus - Elite-Soldat mit Elite-Uni-Doktortitel

Petraeus wuchs in einer kleinen Stadt in der Nähe der Militärakademie West Point im US-Staat New York auf. 1970 trat er in die Kaderschmiede ein und brachte es dort zum Leutnant der Infanterie. Wenig später heiratete er die Tochter des Akademieleiters, Holly Knowlton. Seinen ersten Auslandseinsatz absolvierte Petraeus bei einer Fallschirmjägereinheit in Italien.

In den 1980er Jahren promovierte er an der Elite-Universität Princeton und lehrte Internationale Beziehungen in West Point. Ein Unfall hätte vor über 20 Jahren seine Militärkarriere beinahe beendet. Bei einer Übung auf dem Stützpunkt Fort Campbell in Kentucky schoss ihm ein Soldat versehentlich in die Brust.

Mit Petraeus findet bereits die zweite herausragende Militär-Karriere in den USA ihr jähes Ende. Sein Vorgänger zu Zeiten des Oberkommandos der internationalen Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, musste 2010 gehen, nachdem er sich im Magazin „Rolling Stone“ geringschätzig über die amerikanische Militärstrategie am Hindukusch geäußert hatte.