Moskau/Ankara. Baschar al-Assad hat im russischen TV Kriegsverbrechen gegen Aufständische in Syrien geleugnet. Seine Armee bekämpfe “den Terrorismus“, sagte Assad. Dem syrischen Staatschef läuft die Bevölkerung jedoch davon. Allein innerhalb von 24 Stunden flüchteten Tausende Syrier in die Assad-kritische Türkei.
Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hat bestritten, dass seine Regierung im Kampf gegen Aufständische Kriegsverbrechen begangen habe. Die syrische Armee bekämpfe "den Terrorismus" und schütze das syrische Volk, sagte Assad in einem Interview im russischen Fernsehsender Russia Today am Freitag.
Dass seine Truppen bereits 20 Monate in den Gefechten durchgehalten hätten, beweise, dass die Bevölkerung die Armee unterstütze. Im Gegenzug beschuldigte er die Rebellen, für Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein.
Assad bezeichnet Erdogan "Kalifen"
Assad betonte gleichzeitig, über seine eigene Zukunft könnten nur Wahlen entscheiden. Die Wahlurne werde "jedem Präsidenten ganz einfach befehlen, zu bleiben oder zu gehen", sagte er in dem Interview. Er bezeichnete den türkischen Premierminister Recep Tayyip Erdogan, der sich während des Syrien-Konflikts vom einstigen Verbündeten Damaskus losgesagt hatte, zudem als "Kalifen". "Er hält sich für den neuen Sultan des Osmanischen Reichs" und denke, er könne die Region entsprechend kontrollieren, sagte Assad.
Derweil haben die Gefechte an der syrisch-türkischen Grenze auch in der Nacht zum Freitag angehalten. Wie der türkische Fernsehsender NTV berichtete, schlossen die Behörden in der türkischen Grenzstadt Ceylanpinar wegen der Möglichkeit von Querschlägern am zweiten Tag in Folge die Schulen. Am Donnerstag waren laut Medienberichten fünf Menschen auf der türkischen Seite der Grenze durch die Gefechte im syrischen Grenzort Ras al-Ain verletzt worden, der unmittelbar an Ceylanpinar angrenzt.
Erdogan fragt: "Wo ist die UNO?"
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verschärfte unterdessen seine Kritik an den Vereinten Nationen, denen er Versagen im Syrien-Konflikt vorwirft. Bei einer internationalen Konferenz auf Bali sagte Erdogan nach türkischen Zeitungsberichten, in Syrien seien bisher 50.000 Menschen ums Leben gekommen, 120.000 seien in die Türkei geflohen, und weitere 2,5 Millionen Syrer seien zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. "Wo ist die UNO?", fragte er.
Wegen der derzeitigen Struktur der Weltorganisation hingen alle Entscheidungen von den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats ab, kritisierte Erdogan. Vision und Aufbau der UNO müssten erneuert werden.
Türkei wirbt für Flugverbotszone in Syrien
Die Türkei wirbt seit längerem für eine ausländische Intervention in dem Konflikt, insbesondere für die Errichtung einer Flugverbotszone in Syrien und verhandelt mit der Nato über die Stationierung von "Patriot"-Flugabwehrraketen. Im Norden Syriens kontrollieren die Aufständischen viele ländliche Gebiete. Rebellen eroberten nach eigenen Angaben am Donnerstag eine strategisch wichtige Grenzstadt.
Seit Beginn des Konflikts zwischen Aufständischen und Regierungstruppen Mitte März 2011 wurden in dem Land nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 37.000 Menschen getötet. (afp/rtr)