Beirut/Genf. Rebellen im umkämpften Norden Syriens sollen Regierungssoldaten hingerichtet haben. Die Tat ist in einem Amateurvideo dokumentiert, das im Internet kursiert. Menschenrechtsgruppen zeigen sich entsetzt, die UNO kündigt strafrechtliche Folgen an, sollte sich das Video nicht als Fälschung erweisen.

Syrische Rebellen sollen nach Berichten von Amnesty International und der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Gefangene exekutiert haben, darunter auch Regierungssoldaten. Der Vorfall soll sich in der Nähe der nordsyrischen Stadt Sarakeb ereignet haben.

Die beiden Menschenrechtsgruppen zeigten sich entsetzt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte verurteilte am Freitag die Erschießungen.

UNO: Hinrichtung syrischer Soldaten wäre ein Kriegsverbrechen

Auf einem Amateurvideo ist zu sehen, wie mutmaßliche Rebellen rund ein Dutzend gefangene Soldaten regelrecht hinrichten. Einige scheinen verwundet, offenbar hatten sie sich ergeben. Bevor sie erschossen wurden, werden die Soldaten noch von den Rebellen geschlagen und getreten. Die Echtheit des Videos konnte zwar nicht geklärt werden, sein Inhalt stimmt aber mit anderen Berichten der Nachrichtenagentur AP aus der Gegend überein.

Nach Einschätztung der Vereinten Nationen ist die in dem Video gezeigte Exekution "sehr wahrscheinlich ein Kriegsverbrechen". Es sei zwar "schwer zu überprüfen, wer beteiligt ist", sagte ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Genf am Freitag. Wahrscheinlich gebe es aber "einmal mehr" ein Kriegsverbrechen im Syrien-Konflikt.

Das UN-Hochkommissariat rufe "einmal mehr alle Konfliktparteien auf, die internationale humanitäre Gesetzgebung zu respektieren", sagte der Sprecher Rupert Colville. Keiner der Beteiligten dürfe darauf setzen, dass Menschenrechtsverletzungen nicht geahndet würden.

Rebellen sichern sich strategisch wichtiges Gebiet im Norden Syriens

Oppositionsangaben zufolge haben die Rebellen mit der Eroberung von Sarakeb zudem die Kontrolle über eine strategisch wichtige Region im Norden des Landes gewonnen. Die Regierungseinheiten hätten sich von allen Stützpunkten in der Nähe zurückgezogen. Sarakeb liegt in der Nähe der umkämpften Metropole Aleppo. Bei Sarakeb treffen zwei wichtige Verkehrswege aufeinander: Die Straße zwischen Aleppo und Damaskus sowie die Verbindung zwischen Aleppo und der Hafenstadt Latakia.

Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht bestätigt werden. Sollten sie zutreffen, wäre Aleppo weiter von den Einheiten von Machthaber Baschar al-Assad mit ihren Hochburgen im Süden des Landes isoliert. (dapd/afp/rtr)