Ankara. . Die türkischen Streitkräfte haben am Mittwoch mit Artilleriefeuer auf erneuten Beschuss aus Syrien reagiert. Zuvor war eine syrische Mörsergranate etwa drei Meter hinter der Grenze auf türkischem Staatsgebiet niedergegangen. UN-Sondergesandter Brahimi verhandelt über Waffenstillstand.
Die Türkei und Syrien haben sich erstmals seit mehreren Tagen wieder einen Schusswechsel an ihrer gemeinsamen Grenze geliefert. Den Einschlag eines syrischen Geschosses in der Provinz Haytan habe die türkische Armee mit dem Abschuss von Mörsergranaten auf syrisches Territorium beantwortet, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwochabend. Derweil wächst die Unterstützung für einen befristeten Waffenstillstand in Syrien.
Die Garnison der türkischen Grenztruppen in Hacipasa in Haytan habe einen Vergeltungsschuss auf Syrien abgegeben, meldete Anadolu mit Verweis auf eine Mitteilung des Gouverneursbüros von Haytan. Demnach schlug am späten Nachmittag drei Meter hinter der Grenzlinie ein syrisches Geschoss ein, ohne dass es Verletzte gab. Nur 150 Meter entfernt vom Einschlagsort befand sich demnach ein Bauernhof. Nach einem Bericht des türkischen Nachrichtensenders NTV schlug die syrische Granate auf einer Sandbank des Flusses Oronte ein.
UN-Sondergeswandter verhandelt über Waffenruhe
Berichte über Opfer auf syrischer Seite lagen zunächst nicht vor. Am 3. Oktober waren fünf türkische Zivilisten von einem von Syrien aus abgefeuerten Artilleriegeschoss getötet worden; auch in den Tagen danach gingen mehrmals aus Syrien abgefeuerte Geschosse auf türkischem Territorium nieder. Die Türkei reagierte bislang auf jedes Geschoss aus Syrien mit Vergeltungsschlägen.
Der Vorschlag des internationalen Sondergesandten Lakhdar Brahimi zu einer Waffenruhe in Syrien am islamischen Opferfest stieß bei den Konfliktparteien auf verhaltene Zustimmung. Eine Waffenruhe zu Eid al-Adha Ende Oktober wäre ein "kleiner Schritt" zu einem umfassenden Waffenstillstand und damit zu einer politischen Lösung, sagte Brahimi am Mittwoch nach einem Treffen mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati in Beirut.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, erklärte, die syrische Regierung und die Aufständischen sollten auf den Vorschlag eingehen und die Waffenruhe einhalten. Der syrische Außenamtssprecher Dschihad Makdissi sagte, dafür müssten außer den Rebellen auch ihre ausländischen Unterstützer einwilligen. Der Präsident des oppositionellen Syrischen Nationalrats, Abdel Basset Saida, sagte, die Rebellen würden sich nur verteidigen und die Kämpfe einstellen, wenn die Angriffe aufhörten.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete den Abschuss eines Hubschraubers bei Maaret al-Numan. Die Luftwaffe flog seit dem Morgen Angriffe auf die Dörfer nahe der Stadt, die am 9. Oktober von Rebellen erobert worden war. Sie hat eine große strategische Bedeutung, da sie an der Autobahn zwischen Damaskus und der umkämpften Metropole Aleppo liegt. (afp)