Tote und dutzende Verletzte bei Bombenanschlag in Beirut
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Beirut. Bei einem Bombenanschlag in Beirut sind am Freitag nach Angaben von libanesischen Rettungs- und Sicherheitskräften mehrere Menschen getötet worden. Dutzende weitere seien durch die Explosion der Autobombe in einem überwiegend von Christen bewohnten Viertel im Osten der Stadt verletzt worden.
Ein Bombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat die Angst vor einem Übergreifen des Konflikts in Syrien in das Nachbarland geschürt. Die Autobombe tötete am Freitag nach Regierungsangaben mindestens acht Menschen, darunter den Polizei-Geheimdienstchef, und verletzte 86 weitere. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) warnte in Berlin vor einer Destabilisierung des Libanons durch die Gewalt in Syrien.
Die Autobombe explodierte laut libanesischer Nachrichtenagentur ANI in der Hauptverkehrszeit gegen 14 Uhr im christlichen Viertel Aschrafieh. Experten zufolge war Sprengladung 30 Kilogramm schwer. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.
Polizei-Geheimdienstchef unter den Toten
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah zwei zerstörte Gebäude, eines davon stand in Flammen. Einsatzkräfte des Roten Kreuzes trugen blutüberströmte Verletzte hinaus. Nur etwa 200 Meter vom Anschlagsort von Freitag entfernt befindet sich die Zentrale der christlichen Partei Kataeb, auch Phalange genannt, die Syriens Machthaber Baschar al-Assad feindlich gegenüber steht.
Bombenanschlag in Beirut
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Zu den Todesopfern gehörte nach Angaben eines Regierungsvertreters der Chef des Polizei-Geheimdienstes, Wissam al-Hassan. Er war ein Vertrauter des libanesischen Oppositionschefs Saad Hariri, der der syrischen Führung von Präsident Baschar al-Assad ebenfalls feindlich gegenübersteht. Ende des Jahres sollte al-Hassan Chef der Polizei werden.
Oppositionschef macht syrische Führung für Anschlag verantwortlich
Der Polizei-Geheimdienst war entscheidend an der Festnahme des libanesischen Ex-Ministers Michel Samaha Anfang August beteiligt. Samaha, ein Unterstützer Assads, soll in die Planung von Sprengstoffanschlägen im Libanon verwickelt gewesen sein. Der Geheimdienst ermittelte zudem zu einer Mordserie in den Jahren 2005 bis 2008, der zumeist Syrien-kritische Persönlichkeiten, unter ihnen Ex-Regierungschef Rafik Hariri, zum Opfer fielen. Zuletzt war die Region Beirut im Januar 2008 von einem Anschlag erschüttert worden.
Saad Hariri machte die syrische Führung für den Anschlag vom Freitag verantwortlich. "Wir werfen Baschar al-Assad vor, Wissam al-Hassan, den Garanten der Sicherheit im Libanon, getötet zu haben", sagte Hariri einem libanesischem Sender.
In Libanons Nachbarland Syrien wütet derzeit ein blutiger Konflikt zwischen Assads Armee und Aufständischen. Syrien hatte sich jahrzehntelang als Schutzmacht des Libanon verstanden.
Westerwelle erklärte, es wäre "eine Tragödie für das ohnehin fragile Land und eine große Gefahr für die ganze Region, wenn es zu einem Übergreifen der schrecklichen Gewalt aus Syrien auf den Libanon oder andere Nachbarländer käme". Auch Frankreichs Präsident François Hollande warnte vor Destabilisierungsversuchen. Das US-Außenministerium verurteilte den Anschlag als "terroristischen Akt".
Erster Anschlag in Beirut seit 2008
Zuletzt war die Region von Beirut im Januar 2008 von einem Anschlag erschüttert worden. Damals starb der Geheimdienstoffizier Wissam Eid bei einem Autobombenattentat in der Nähe der Hauptstadt. Von 2005 bis 2008 wurden bei einer Anschlagserie mehrere einflussreiche Persönlichkeiten getötet, zumeist Feinde von Assad. Zu ihnen zählte der frühere libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri. (afp/dapd)
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