Essen. Anlässlich des muslimischen Opferfestes fordert der internationale Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahimi einen Waffenstillstand im Land. Außenminister Guido Westerwelle appelliert, der Forderung nachzukommen. Bei Kämpfen in Syrien sind am Donnerstag mindestens 135 Menschen getötet worden.

Der internationale Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahim fordert einen Waffenstillstand während des musilimischen Opferfestes vom 26. bis 28. Oktober. Dabei bekommt er Unterstützung von Außenminister Guido Westerwelle (FDP). "Ich appelliere mit breitem Nachdruck an Assad und die Kräfte der Opposition, dieser Forderung jetzt nachzukommen", erklärte Westerwelle am Freitag in Berlin. In Ankara sagte sein türkischer Amtskollege Ahmet Davutoglu, die Konfliktparteien sollten einen längerfristigen Waffenstillstand anstreben.

Auch die Regierungen im Iran und Irak setzten sich für einen Waffenstillstand während des am kommenden Freitag beginnenden viertägigen Opferfests ein. Brahimi wird nach Angaben des UN-Vertreters in Damaskus, Chaled al-Masri, bereits am Freitagnachmittag in der syrischen Hauptstadt eintreffen. Zuvor hatte ein syrischer Außenamtssprecher gesagt, Brahimi werde am Samstag Außenminister Walid Muallem treffen. Bald ist nach Angaben eines Sprechers Brahimis auch ein Treffen mit Präsident Baschar al-Assad geplant.

Mindestens 135 Tote bei Kämpfen in Syrien

Bei Kämpfen in Syrien sind am Donnerstag mindestens 135 Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern seien 53 Zivilisten, 51 Soldaten und 21 Rebellen, erklärte die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Allein bei einem Luftangriff der syrischen Armee auf die schwer umkämpfte Rebellenhochburg Maaret al-Numan wurden am Donnerstag nach Angaben von Rettungskräften 44 Menschen getötet.

Unter den Opfern waren demnach viele Frauen und Kinder, die in zwei Wohnhäusern und einer Moschee Zuflucht gesucht hatten. Die Rebellen hatten die strategisch wichtige Stadt Maaret al-Numan Anfang Oktober erobert. Die Armee bombardierte unterschiedlichen Quellen zufolge am Donnerstag auch die Stadt Kusseir in der Provinz Homs und die Wirtschaftsmetropole Aleppo.

UN-Menschenrechtskommissarin warnt vor großem Massaker in Syrien

Am Mittwoch nahmen die jordanischen Behörden nach Angaben eines ranghohen Salafisten-Anführers zwei Al-Kaida-nahe Männer vor ihrem Grenzübertritt nach Syrien fest. Das syrische Außenministerium warf der Türkei und Saudi-Arabien vor, gezielt Al-Kaida-Kämpfer nach Syrien zu schleusen. Seit dem Beginn des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im März 2011 starben nach neuesten Angaben der Opposition bereits mehr als 34.000 Menschen. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Avaaz verschwanden im selben Zeitraum 28.000 bis 80.000 Menschen.

UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay warnte am Donnerstag die internationale Gemeinschaft vor einem großen Massaker in Syrien. "Es sollte nicht erst so etwas drastisches geschehen wie in Srebrenica, damit die Welt ernsthaft eingreift", sagte Pillay und mahnte den UN-Sicherheitsrat zur Einigkeit. In Srebrenica hatten bosnisch-serbische Milizen 1995 rund 8000 Muslime getötet. (afp/dapd)