Essen. . Bisher kaum Zuwanderung aus den EU-Krisenländern. Ab 2013 sollen auch Auszubildende aus dem Ausland angeworben werden.

Arbeitgeber in Deutschland interessieren sich immer mehr für Fachkräfte aus dem Ausland. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bemüht sich zurzeit besonders darum, Fachkräfte aus Spanien, Portugal, Bosnien-Herzegowina, Vietnam und Indonesien nach Deutschland zu holen, sagt Raimund Becker, Vorstand der BA. Allerdings ist die große Zuwanderung von Arbeitnehmern aus dem Ausland bislang ausgeblieben.

Aus den südeuropäischen Krisenländern wie Spanien, Portugal, Griechenland und auch Italien sind von Mai 2011 bis Mai 2012 28.000 Menschen nach Deutschland gekommen, um hier einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachzugehen, sagte Becker. Auch die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes Richtung Osteuropa hat nicht den erwartet hohen Effekt gehabt. Im gleichen Zeitraum sind 100.000 in die BRD eingewandert. Statt nach Deutschland sind viele Arbeitnehmer aus Osteuropa nach Großbritannien ausgewandert, so Becker. Zwar sei das Interesse an Deutschland groß, Sprachschulen und Goethe-Institute würden überrannt, „aber wir rechnen mit keiner nennenswerten Zuwanderungswelle“, prognostiziert Becker.

Ein Problem sei zum Beispiel auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes im April sind erst rund 100 Qualifikationen akzeptiert worden. „Das Anerkennungsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung“, meint Becker, „aber es ist unheimlich bürokratisch.“

„Sympathische Willkommenskultur schaffen“

Angesichts des Fachkräftemangels brauche Deutschland aber dringend qualifizierte Zuwanderer. „Deutschland muss aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren“, sagt Becker. Die BA erwartet nach neuesten Berechnungen, dass bis zum Jahr 2025 3,5 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen werden. Gegensteuern will sie mit einer gezielten Anwerbung. Derzeit gibt es in der Zentralstelle für Auslandsvermittlung (ZAV) in Bonn rund 2000 Menschen aus europäischen Staaten, die in Deutschland arbeiten möchten, 500 von ihnen als Ingenieure. Ab 2013 soll auch um junge Menschen geworben werden, die in Deutschland ausgebildet werden sollen. Im Januar wird es dazu eine Jugendkonferenz in Berlin mit zehn europäischen Ländern, die besonders von hoher Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, geben. „Es geht jetzt darum, eine sympathische Willkommenskultur zu schaffen“, sagte Becker. „Um das zu erreichen, müssen auf politischer Ebene die Rahmenbedingungen geschaffen werden.“