Berlin. Die SPD legt der Bundesbildungsministerin den Rücktritt nahe, Unions-Fraktionschef Kauder stellt sich hinter die Politikerin. Und Annette Schavan selbst findet klare Worte: “Ich werde kämpfen. Das bin ich mir schuldig“, sagte sie auf ihrer Jerusalem-Reise. Ihr wird vorgeworfen, sie habe bei der Doktorarbeit nicht korrekt zitiert.

Die SPD hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan wegen des Plagiatsverdachts bei ihrer Doktorarbeit den Rücktritt nahegelegt. Die CDU-Ministerin sei als "Bildungs- und Forschungsministerin bereits heute irreparabel beschädigt", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD im Bundestag, Thomas Oppermann, am Mittwoch in Berlin. "Sie sollte deshalb ernsthaft überlegen, ob sie nicht von sich aus zurücktritt."

Der Promotionsausschuss der Universität Düsseldorf wollte am Nachmittag über die Vorwürfe beraten, Schavan habe bei ihrer Doktorarbeit vor mehr als 30 Jahren nicht korrekt zitiert und damit bewusst getäuscht. Eine Entscheidung über die Aberkennung des Doktortitels wurde aber nicht erwartet.

Kauder kritisiert die Uni Düsseldorf

Schavan wies die Vorwürfe am Mittwoch erneut zurück und bekräftigte, sie werde um ihren Ruf kämpfen. "Ich werde kämpfen. Das bin ich mir schuldig, und das bin ich der Wissenschaft schuldig", sagte sie vor Journalisten am Rande eines Besuchs in Jerusalem. Unterstützung bekam sie von Unions-Fraktionschef Volker Kauder, der die Düsseldorfer Universität wegen ihres Umgangs mit der Plagiatsaffäre scharf kritisierte. "Die Art und Weise, in der mit Frau Schavan umgegangen wird, ist ein Armutszeugnis für eine deutsche Universität", sagte der CDU-Politiker der "Mitteldeutschen Zeitung". Kauder forderte neue Gutachter und ein ordnungsgemäßes Verfahren.

Die Heinrich-Heine-Universität steht unter Druck. Wissenschaftler haben sie wegen ihres Vorgehens kritisiert. Die Hochschule war am Dienstag mit einer Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf die Weitergabe vertraulicher Informationen in die Offensive gegangen. Der Prüfungsausschuss werde möglicherweise nach seiner Sitzung eine Erklärung abgeben, sagte ein Sprecher.

Die Uni hatte mitgeteilt, dass sich das Verfahren noch in der ersten Phase befinde. Nach der zweiten, in der der Ausschuss sich mit der Sache befasse, könne Schavan vom Dekan um eine Stellungnahme gebeten werden. Dann werde geprüft, ob weitere Expertisen eingeholt würden. Erst danach gebe die Kommission eine Empfehlung an den Fakultätsrat, der über Schavans Titel entscheiden muss.

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Schavans Fall liegt anders als bei Guttenberg

Oppermann räumte ein, dass bei Schavan der Fall anders liege als bei Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der im März 2011 als Verteidigungsminister zurückgetreten war, weil er Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben und dies nicht gekennzeichnet hatte. "Bei ihr ist die Lage noch unklar", sagte Oppermann mit Blick auf Schavan. Die Ministerin habe "Anspruch auf ein faires, korrektes Verfahren". Er wolle ihre politische Lebensleistung keinesfalls infrage stellen. Mit einem Rücktritt könne sie aber "sich und der politischen Öffentlichkeit weitere Monate dieser Debatte" ersparen. (rtr)