Berlin. . Offiziell hält die SPD die Kanzlerkandidaten-Frage noch immer offen. Inoffiziell ist Peer Steinbrück nicht der einzige, der die Geduld verliert. Schon diese Woche will er offenbar Pflöcke einrammen. Gabriel ist offenbar nur noch in der Rolle des Königsmachers

Er steht, wo er sich sauwohl fühlt: im Mittelpunkt. Wo sonst sollte der Platz von Peer Steinbrück sein? Über den früheren Ministerpräsidenten von NRW und Ex-Finanzminister der großen Koalition erscheinen aktuell gleich drei Biografien, die letzte wird heute vorgestellt. Am Dienstag will er vor der SPD-Fraktion auftrumpfen – mit einem Konzept, um die Finanzmärkte zu bändigen. Die Woche ist der vorläufige Höhepunkt der Peer-Festspiele, die sich schon am Freitag ankündigten. Da meldete das Magazin „Cicero“, die Kanzlerkandidatur laufe auf ihn zu.

Haben die Verleger eine gute Nase oder sind die Gerüchte eine raffinierte Verkaufsstrategie? Das Bankenthema jedenfalls ist wahlkampftauglich, der Mann auch, das Timing passt. „Spätestens nach der Niedersachsen-Wahl“ im Januar 2013, so Steinbrück, will die SPD entscheiden, wer sie in den Wahlkampf führen soll. Es könnte aber auch schon im Herbst sein.

Schröder rät: „Wartet nicht zu lange“

Viele richten sich darauf ein. Altkanzler Gerhard Schröder rät der SPD: „Wartet nicht zu lange“. Die Frage werde immer drängender gestellt, „nicht nur von Journalisten“, gibt der Chef der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, Peter Struck, zu bedenken. Und dass Altkanzler Helmut Schmidt Steinbrück die Daumen drückt, ist bekannt.

„Es gibt definitiv keinen neuen Stand in der K-Frage“, stellte Generalsekretärin Andrea Nahles noch am Wochenende klar. „Nichts ist entschieden, das sind alles ungelegte Eier“, beteuerte Steinbrück in der „Süddeutschen Zeitung“. Mit ihm habe niemand gesprochen. Klar ist nur, dass der SPD-Mann mit der K-Frage kokettiert.

Ein Liberaler stellt Steinbrücks Biografie vor

Das wird nicht anders sein, wenn heute in Berlin „Steinbrück – die Biographie“ vorgestellt wird. Zum Streitgespräch kommt der stets streitlustige FDP-Mann Wolfgang Kubicki. Der Liberale, ein Norddeutscher wie er selbst, ist ein Mann nach Steinbrücks Geschmack, ein Tausendsassa, ein Gegen-den-Strom-Schwimmer in der eigenen Partei.

65 Jahre ist Peer Steinbrück jetzt alt. Für ihn ist es die letzte Gelegenheit, nach der Kanzlerschaft zu greifen. Die anderen beiden Mitglieder der „SPD-Troika“ sind jünger. Parteichef Sigmar Gabriel ist Jahrgang 1959, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier nur drei Jahre älter. Eigentlich war Steinbrück nach der Wahl 2009 ein Hinterbänkler im Bundestag. Man nahm an, dass er seine Karriere auslaufen lassen und in die Wirtschaft wechseln würde.

Gabriel – wohl nur der Königsmacher

Dann war es Steinmeier, der Steinbrück im Zuge der Finanzkrise ein Forum bot, ihn als Redner im Bundestag durchboxte, ihm zu einem Arbeitsstab verhalf und den Auftrag für ein Bankenkonzept gab. Der Glamourfaktor der SPD-Troika war schon mal größer.

Sigmar Gabriel an der RUB

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Foto: Matthias Graben / FotoPool
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Über Gabriel heißt es inzwischen, dass er sich mit der Rolle des Königsmachers begnüge. Auch die fordert ihm einiges ab. Es ist bekannt, dass der linke Flügel gegen Steinbrück Vorbehalte hat. Muss der Mann vor den Banken womöglich erst noch die eigene Partei bändigen?

Frank-Walter Steinmeier könnte ihm die Kandidatur streitig machen, drängt sich aber nicht auf. Politisch stehen die „Stones“, wie sie in der Partei genannt werden, in der Europapolitik oder in Rentenfragen für ähnliche Positionen. Sie sprechen die bürgerlichen Wähler und den rechten Flügel der SPD an. Steinbrück macht den wilderen Eindruck: Er will, er traut sich, er hat wirklich Lust auf Merkels Herausforderung. Mit der Macht der Banken hat Steinbrück immerhin ein Thema, das Menschen umtreibt – und bei dem ihm Kompetenz zugeschrieben wird.