Islamabad/Washington. Der anti-islamische Mohammed-Film sorgt weiter für Aufruhr im Nahen Osten. In Pakistan sperrte die Regierung aus Angst vor Anschlägen die Mobilfunknetze in mindestens 15 Städten. Nun versucht die US-Regierung, die aufgebrachten Massen mit einem Fernsehspot zu beruhigen.

Per Fernsehspot versuchen US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton, aufgebrachte Muslime in Pakistan vor weiteren Ausschreitungen abzuhalten. Geschaltet hat die Spots die US-Botschaft im Land, im Bemühen um eine Eindämmung der Wut über den anti-islamischen Mohammed-Film. Dafür hat sie 70.000 Dollar (54.000 Euro) ausgegeben. In den Spots seien kurze Ausschnitte zusammengestellt worden, in denen die beiden Politiker das Schmähvideo verurteilten und die amerikanische Toleranz gegenüber allen Religionen betonten, teilte das Außenministerium am Donnerstag mit. Die Aufnahmen stammen aus kürzlich in Washington abgehaltenen Pressekonferenzen.

Obamas und Clintons Äußerungen sind in Untertiteln in Urdu zu lesen, der Amtssprache Pakistans. Am Ende der Fernsehspots ist das Siegel der US-Botschaft in Islamabad zu sehen. Der 30 Sekunden lange Film läuft auf sieben pakistanischen Fernsehsendern. Ziel der Aktion sei es, das größtmögliche Publikum in Pakistan mit den Botschaften zu erreichen, erklärte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland. So hätten die ausstrahlenden Sender bis zu 90 Millionen Zuschauer. In anderen Ländern laufe der Spot allerdings nicht.

Mobilfunknetze in mindestens 15 Städten abgeschaltet

Erst am Donnerstag hatten sich Tausende aufgebrachte Muslime Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften geliefert. Die Demonstranten versuchten unter anderem, das Gelände der US-Botschaft zu stürmen.

Aus Sorge vor Anschlägen sperrte die pakistanische Regierung am Freitag nach eigenen Angaben die Mobilfunknetze in mindestens 15 Städten, darunter Karachi, Lahore und Islamabad. Ziel sei es, Extremisten auf diesem Weg daran zu hindern, Bomben per Handy fern zu zünden, sagte ein Mitarbeiter des Innenministeriums. Es war geplant, die Netze um 18.00 Uhr (Ortszeit) wieder in Betrieb zu nehmen.

Fahrer eines Journalisten von Polizisten erschossen

Bei neuerlichen Protesten gegen den anti-islamischen Film in der Stadt Peshawar wurde am Freitag der Fahrer eines Fernsehjournalisten nach dessen Angaben durch Polizeikugeln getötet. Die Beamten hätten auf die Demonstranten geschossen, weil diese ein Kino in Brand gesteckt hätten, berichtete der Reporter Kashif Mahmood. Er habe mit seinem Fahrer im Wagen gesessen, um von den Protesten zu berichten, als die Polizei das Feuer eröffnet habe, sagte Mahmood. Drei Kugeln hätten das Fahrzeug getroffen, von denen eine den Fahrer Mohammad Amir lebensgefährlich verletzt habe. Amir starb später im Krankenhaus.

Der Sender ARY zeigte Aufnahmen, wie Ärzte im Krankenhaus versuchten, Amir zu retten. Zu sehen waren auch Bilder der durch mehrere Schüsse zerstörten Windschutzscheibe. Die Polizei konnte nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.