Bonn. . Die deutschen Bischöfe sagen: Wer zur Kirche gehören will, muss auch Kirchensteuern zahlen. Für die Kirche ist sie die Haupteinnahmequelle: 2010 waren es rund 4,8 Milliarden Euro. Doch ein Gericht könnte diese Regelung nun kippen – auf Betreiben eines katholischen Theologen.

Ein bisschen katholisch – geht das? Hartmut Zapp meint: in gewisser Weise ja. Der Freiburger Kirchenrechtler trat deshalb 2007 aus der katholischen Kirche „als Körperschaft öffentlichen Rechts“ aus und zahlte keine Kirchensteuer mehr. Zapp bestand jedoch darauf, weiterhin gläubiger Katholik zu sein. Vor Gericht bekam Zapp in erster Instanz Recht, das baden-württembergische Verwaltungsgericht entschied später im Sinne der Kirche, nächste Woche geht die Causa vors Bundesverwaltungsgericht.

Die harte Haltung der Bischöfe

Deshalb dürfte es kein Zufall sein, dass die katholischen Bischöfe nun mit Unterstützung des Vatikans ihre Sicht der Dinge darlegen. Und die ist eindeutig: „Es ist nicht möglich, eine ,geistliche Gemeinschaft Kirche’ von der ,Institution Kirche’ zu trennen“, heißt es in einer Mitteilung der Bischofskonferenz. „Ein Austritt nur aus der ,Institution’ Kirche ist nicht möglich.“ Will sagen: Katholisch – entweder ganz oder gar nicht.

Auch interessant

Die Konsequenzen des Austritts

Die Bischöfe machen klar, mit welchen Konsequenzen in Deutschland ein Austritt aus der katholische Kirche verbunden ist. Wer austritt, wird demnach unter anderem von Buße, Eucharistie, Firmung und Krankensalbung ausgeschlossen, kann nicht Tauf- oder Firmpate sein und darf nicht Mitglied in öffentlichen kirchlichen Vereinen sein. Ihm kann das kirchliche Begräbnis verweigert werden, wenn er nicht „vor dem Tod irgendein Zeichen der Reue gezeigt hat“.

Das Gesprächsangebot

Allerdings: Die „kirchliche Autorität“ will künftig jeden, der aus der Kirche austritt, zu einem Gespräch über die Möglichkeit der „Wiedereingliederung in die kirchliche Gemeinschaft“ einladen. Ziel dabei sei „die Versöhnung mit der Kirche und die Rückkehr zur vollen Ausübung der Rechte und Pflichten“.

Die Lage der katholischen Kirche

Der Exodus aus der katholischen Kirche hierzulande währt seit vielen Jahren. Über 126 000 Katholiken in Deutschland traten 2011 aus der Kirche aus, im Jahr zuvor waren es gar 181 000 Gläubige, die gingen. Aktuell gibt es hierzulande gut 24,4 Millionen Katholiken (Protestanten: 23,8 Millionen), rund zwölf Prozent von ihnen besuchen laut Untersuchungen den Gottesdienst.

Auch interessant

Die Kirche und die Steuer

Die Kirchensteuer ist eine der Haupteinnahmequellen der Kirchen in Deutschland. Sie beträgt in der Regel neun Prozent der Lohn- und Einkommensteuer und wird über das Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat behält für diesen Dienst etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die katholische Kirche in Deutschland nahm über die Kirchensteuer im Jahr 2010 rund 4,8 Milliarden Euro ein (Evangelische Kirche: 4,2 Milliarden Euro).

So halten es die anderen

In den EU-Ländern wird die Finanzierung der Kirchen höchst unterschiedlich geregelt. Kirchensteuersysteme wie das deutsche gibt es in Dänemark, Finnland und Schweden. Während die Dänen bis zu sieben Prozent ihres Einkommens an die Kirche abgeben, sind es bei ihren skandinavischen Nachbarn nur ein bis zwei Prozent. Griechenlands orthodoxe Pfarrer erhalten vom Staat ein Gehalt. Die belgischen Religionsgemeinschaften finanzieren sich durch staatliche Leistungen und Spenden. Die britische Staatskirche und die portugiesischen Katholiken dagegen decken ihren Finanzbedarf aus eigenem Vermögen. Auch Frankreichs katholische Kirche muss drei Viertel ihrer Einnahmen aus Spenden decken, den Rest durch einen freiwilligen Beitrag der Mitglieder.

Nacht der offenen Kirche

Nacht der offenen Kirche: Um 21.30 gab es einen Imbiss in der Pauluskirche.
Nacht der offenen Kirche: Um 21.30 gab es einen Imbiss in der Pauluskirche. © Dietmar Wäsche
Nacht der offenen Kirche: Jana (12) nahm an dem Sinnesparcours im Turm der Pauluskirche teil.
Nacht der offenen Kirche: Jana (12) nahm an dem Sinnesparcours im Turm der Pauluskirche teil. © Dietmar Wäsche
Nacht der offenen Kirche: Zur Klangmeditation wurde die Kirche farbig illuminiert.
Nacht der offenen Kirche: Zur Klangmeditation wurde die Kirche farbig illuminiert. © Dietmar Wäsche
Nacht der offenen Kirche: Zur Klangmeditation wurde die Kirche farbig illuminiert.
Nacht der offenen Kirche: Zur Klangmeditation wurde die Kirche farbig illuminiert. © Dietmar Wäsche
Nacht der offenen Kirche: Tobias Pohl, Beleuchter der Klangmeditation in der Pauluskirche.
Nacht der offenen Kirche: Tobias Pohl, Beleuchter der Klangmeditation in der Pauluskirche. © Dietmar Wäsche
In der evangelischen Kirche Heeren führten Kinder die Geschichte "Der verlorene Sohn" auf.
In der evangelischen Kirche Heeren führten Kinder die Geschichte "Der verlorene Sohn" auf. © Dietmar Wäsche
In der evangelischen Kirche Heeren führten Kinder die Geschichte "Der verlorene Sohn" auf.
In der evangelischen Kirche Heeren führten Kinder die Geschichte "Der verlorene Sohn" auf. © Dietmar Wäsche
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber © Dietmar Wäsche
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber © Dietmar Wäsche
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber
Nachtführung um das Schloss Heeren mit Raimon Weber © Dietmar Wäsche
Der Garten des Gemeindehaus Schwesterngang wurde zu einem Zeltplatz umfunktioniert.
Der Garten des Gemeindehaus Schwesterngang wurde zu einem Zeltplatz umfunktioniert. © Dietmar Wäsche
1/11

„Der Heilige Geist ist gratis“

Die katholischen Schweizer Bischöfe sind, anders als ihre deutschen Kollegen, uneins über die Möglichkeit eines „teilweisen Kirchenaustritts“ wie im Fall des Freiburgers Zapp. Einige sind dafür, andere beharren auf dem Prinzip: ohne Steuer keine Kirchenmitgliedschaft. Giuseppe Garcia, Medienbeauftragter im Bistum Chur, sagt es so: „Der Heilige Geist ist für alle gratis.“