München/Hamburg. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hält eine Finanzierung der deutschen Bistümer auch ohne die Kirchensteuer für möglich. Die Kirche könne “selbstverständlich“ auch ohne Kirchensteuern überleben, doch “man müsste dann diskutieren, welche Aufgaben für das Gemeinwesen die Kirche künftig nicht mehr schultern soll“, sagte Marx.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat eine Diskussion über die Zukunft der Kirchensteuer angestoßen. Die Kirche könne selbstverständlich auch ohne Kirchensteuern überleben, sagte Marx der Wochenzeitung "Die Zeit" in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview. Doch es müsse dann diskutiert werden, "welche Aufgaben für das Gemeinwesen die Kirche künftig nicht mehr schultern soll".

Der Erzbischof von München und Freising fügte hinzu: "Es wäre ja wirklich abenteuerlich, zu meinen, die katholische Kirche würde ohne Kirchensteuer untergehen. Dann müsste die Weltkirche ja längst untergegangen sein."

Marx räumte ein, dass die Kirche durch ihre verlässliche finanzielle Ausstattung in Deutschland auch träge werden könne. "Vom Geld kann durchaus eine Gefährdung in diese Richtung ausgehen. " Doch "man kann als Mitglied der Kirche nicht sagen, ich gehöre dieser Gemeinschaft an, aber finanziell beteiligen will ich mich lieber nicht". Er sei sich sicher, dass die Gläubigen ihre Kirche auch freiwillig unterstützen würden.

Papst Benedikt XVI. hatte auf seinem Deutschlandbesuch im vergangenen Herbst von der Kirche in Deutschland eine "Entweltlichung" gefordert. Der Appell war zum Teil als Kritik am deutschen Kirchensteuersystem verstanden worden, bei dem die Finanzämter die Abgaben der Kirchenmitglieder direkt abführen. Marx zeigte sich sicher, dass die Gläubigen ihre Kirche auch freiwillig unterstützen würden.