Kamen. .

„Katholische Kirchen sind oft voller Symbolik“, weiß Gästeführerin und Ortsheimatpflegerin Edith Sujatta. Am Samstag versuchte sie mit einer Gruppe Interessierter diesen Zeichen in der katholischen Kirche „Heilige Familie“ auf den Grund zu gehen.

Bevor es an die Deutung der vielen Symbole ging, fragten die Besucher erstmal neugierig, wieso die katholische Kirche denn so viel größer sei als die evangelische Kirche. Edith Sujatta hielt diese Frage für berechtigt. „Denn zur Entstehungszeit dieser Kirche im Jahr 1902 war Kamens Bevölkerung überwiegend evangelisch“, weiß sie. Ganz im Unterschied zu den evangelischen Gotteshäusern der Stadt gäbe es in der katholischen Kirche aber keine Empore. „Denn der Tabernakel mit Dem Heiligsten, gemeint ist Gott, musste immer höher sein als der Mensch“, erklärt die Gästeführerin.

Auch auf die Turmhöhe kam Edith Sujatta zu sprechen. Mit 78 Metern ist der Kirchturm ganze 18 Meter höher als der der Pauluskirche. „Im Mittelalter war es ja noch so, dass die Kirche das höchste Gebäude einer jeden Stadt war“, erzählt die Ortsheimatpflegerin. Heute hingegen brauche man nur einen Blick über die Skyline von Frankfurt werfen. „Dann sehen Sie, wo jetzt die Götter sitzen“, scherzt die Gästeführerin mit Seitenhieb auf das Bankenwesen.

Den Namen „Heilige Familie“ erklärt Edith Sujatta hauptsächlich durch die ersten Mitglieder der Gemeinde. Es waren zugezogene, arme Arbeiter, meist junge Männer, die auf der Suche nach Beschäftigung waren. So wie die Heilige Familie auch, waren sie „entwurzelt und heimatlos“, erklärt Sujatta. Der Glaube sollte Zusammenhalt schaffen.

Kirche mit sieben Türmen

Auf der Deutungsreise der Symbolik fiel den Gruppe zunächst auf, dass das Gotteshaus insgesamt sieben Türme habe. Drei davon über dem Vorraum. „Diese drei Türme stehen einerseits für die Heilige Familie selbst, andererseits für die Dreifaltigkeit“, sagt Edith Sujatta.

Ein gepflastertes Steinlabyrinth auf dem Boden vor der Kirche sei Symbol für die Suche nach Gott. Die fünf Stufen hoch zum Altar, stünden für die fünf Wundmale des Herrn. Das Altartuch solle das Leichentuch Christi darstellen.

Die vielen Heiligenfiguren nehmen darüber hinaus eine wichtige Rolle im katholischen Glauben ein. „Lange Zeit wurde Gott als strafender Gott dargestellt, vor dem man Respekt und Angst hatte“, fasst Sujatta zusammen. Deswegen wandte man sich mit Fürbitten an die Schutzheiligen.

Dass die katholische Kirche nicht geostet ist, lässt darauf schließen, wie jung sie eigentlich ist. Denn im Mittelalter sei es üblich gewesen Gotteshäuser nach Osten in Richtung Jerusalem auszurichten. Diese Kirche aber sei erst 1902 vom Bischof konsekriert worden und ist somit ein eher jüngeres Gebäude der Stadt.