Barcelona. . Spanische Wirtschaftskrise beflügelt die Separatisten in Barcelona und anderswo. 1,5 Millionen Menschen gingen jüngst in Barcelona auf die Straße und forderten: „Wir wollen einen eigenen Staat“. Ähnlich sind die Bestrebungen im nördlichen Baskenland. Die spanische Regierung blockt alle Tendenzen bislang rigoros ab. Die Frage ist: Wie lange geht das gut?

„Unabhängigkeit“, skandierten die Menschen. „Katalonien ist nicht Spanien.“ Und: „Wir wollen einen eigenen Staat.“ Ein Meer katalanischer Fahnen wogte jüngst am Regionalfeiertag in der Mittelmeer-Metropole Barcelona. Die katalanische Hauptstadt erlebte die größte Kundgebung für die Unabhängigkeit, welche diese nordspanische Region, zu der auch die Urlaubsküste Costa Brava gehört, je gesehen hat.

Eine Aufsehen erregende Machtdemonstration, die signalisiert, dass das Krisenland Spanien alles andere als geeint ist und auseinanderfallen könnte.

Tiefe Schuldenkrise

Die tiefe spanische Schulden- und Wirtschaftskrise hat die Separatisten in Katalonien weiter erstarken lassen. So sehr, dass sich die Gegner Spaniens in dieser rebellischen Region inzwischen in der Mehrheit fühlen können. Es werde Zeit, sagte der katalanische Regierungschef Artur Mas, dass sich Katalonien endlich „staatliche Strukturen“ gebe. „Der Weg zur Unabhängigkeit ist geöffnet.“ Mas hatte mit seiner Regionalistenpartei CiU vor knapp zwei Jahren die Regierung übernommen und steuert Katalonien seitdem zielstrebig auf Unabhängigkeitskurs.

Annähernd 1,5 Millionen Bürger gingen nun nach Angaben der katalanischen Polizei in Barcelona auf die Straße. Mehr als tausend Busse waren aus ganz Katalonien gekommen, das zusammengerechnet 7,5 Millionen Einwohner beherbergt. Die Region gehört zu den wirtschaftsstärksten Spaniens, so dass ein Abschied für Spanien ziemlich schmerzhaft wäre. Doch das Kundgebungs-Motto ließ wenig Zweifel am Fernziel aufkommen: „Katalonien, ein neuer Staat in Europa.“

Lust auf Abschied

Die Lust auf einen Abschied von Spanien nimmt vor allem deswegen zu, weil viele Menschen in Katalonien das Gefühl haben, dass sie mit einem eigenen Staat besser fahren und mehr Wohlstand haben würden. Derzeit ist Katalonien die am höchsten verschuldete Region Spaniens, sie steht kurz vor der Pleite und wird ohne spanische oder auch europäische Milliardenhilfe ihre Rechnungen, öffentlichen Angestellten und Dienstleistungen bald nicht mehr bezahlen können.

Nach Meinung der meisten Katalanen ist die Kasse aber nur deshalb leer, weil ihre Region im Zuge des Finanzausgleichs zu viele der in Katalonien eingenommenen Steuern an die spanische Zentralregierung abführen müsse. In Madrid führt man die katalanische Finanznot eher auf jene im gesamten spanischen Staat verbreitete Misswirtschaft zurück, die ganz Spanien an den Rande der Zahlungsunfähigkeit brachte. Auch andere Regionen, wie etwa Valencia, Andalusien oder auch die Balearen mit Mallorca steuern auf eine Haushaltspleite zu.

Regierung bleibt hart

Bereits 2011 hatte die katalanische Unabhängigkeitsbewegung in einem inoffiziellen Referendum in Barcelona und in weiteren 500 Orten eine breite Zustimmung für eine Abspaltung erhalten. Umfragen in Katalonien bestätigen schon lange den Trend. Ähnlich wie im nordspanischen Baskenland, wo bei der Regionalwahl im Oktober 2012 vermutlich ebenfalls die antispanische Baskenpartei PNV die Macht übernehmen und die Unabhängigkeit vorantreiben wird.

Die spanische Regierung hat bisher allen Abspaltungsgelüsten, die auch in der Verfassung nicht vorgesehen sind, eine Abfuhr erteilt. Die Frage ist allerdings, wie lange sich die immer selbstbewussteren Separatisten noch zügeln lassen.