Wiesbaden. Die Organisierte Kriminalität bewegt sich in Deutschland weiterhin auf hohem Niveau - und ist offenbar eng mit dem Rockermilieu verknüpft. In jedem zehnten Verfahren stehen Rocker im Fokus der Ermittler. Diese Zahlen hat das Bundeskriminalamt veröffentlicht. Auch sogenannte Cybercrimes nehmen zu.

Die Organisierte Kriminalität bewegt sich in Deutschland nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) weiterhin auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahr registrierten die Fahnder 589 Ermittlungsverfahren in Bereichen wie Drogenhandel, Geldwäsche und der Autoschieberei. Das teilte das BKA am Freitag in Wiesbaden unter Berufung auf das neue Bundeslagebild mit.

An fast jedem zehnten Verfahren war die Rockerszene beteiligt. BKA-Präsident Jörg Ziercke sagte: "Bei der Organisierten Kriminalität gibt es keine Entwarnung." Die Zahl der laufenden Verfahren ging aber leicht zurück. Sie lag 2010 mit 606 geringfügig höher. Jedoch wurden wie schon im Vorjahr 318 neue Verfahren begonnen. Die Differenz zwischen beiden Zahlen kommt zustande, weil sich viele Ermittlungen über mehrere Jahre erstrecken.

Die meisten Fälle von Organisierter Kriminalität hingen mit dem Rauschgifthandel und - schmuggel zusammen. Stark an Bedeutung gewinnt das Feld des Cybercrime.

BKA fordert Gesetzesänderungen zur Bekämpfung von Organisiertem Verbrechen

Rockergruppen waren bei 57 Verfahren im Fokus der Ermittler. Ziercke kündigte weiter eine intensive Bekämpfung der Rockerkriminalität an. Er sprach von einer "engen Verflechtung von kriminellen Rockergruppierungen und Organisierter Kriminalität".

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Dazu forderte Ziercke aber auch den Gesetzgeber auf, den Behörden das Einziehen von Gewinnen aus kriminellen Machenschaften durch Gesetzesänderungen zu erleichtern. Es müsse das Ziel sein, Organisierte Kriminalität unrentabel zu machen und den Tätern die "Früchte ihrer Tat" zu entziehen.

Der Schaden, den Gruppierungen mit Organisierter Kriminalität verursachten, ging dem BKA zufolge jedoch im vergangenen Jahr zurück auf 884 Millionen Euro. Im Jahr davor hatte der Schaden noch bei 1,65 Milliarden Euro gelegen.

Vor allem deutsche und türkische Tatverdächtige im Visier der Ermittler

Wie in den Vorjahren prägten dem Bundeslagebild zufolge deutsche und türkische Gruppen maßgeblich die Organisierte Kriminalität in Deutschland. Etwa jeder dritte ermittelte Tatverdächtige (38 Prozent) war Deutscher und jeder achte (12 Prozent) türkischer Staatsbürger. Italiener, Rumänen und Libanesen spielten eine geringere Rolle.

Deutsche Polizisten ermittelten in acht Verfahren gegen italienische Mafia-Gruppen, sieben davon betrafen die Organisation 'Ndrangheta. Ziercke hob einen Ermittlungserfolg aus dem März 2011 hervor. Damals wurde ein Mafioso in Deutschland festgenommen, ausgeliefert und dann in Italien zu einer Haftstrafe verurteilt. (dapd)