Düsseldorf. . Das umstrittene Fracking zur Erschließung von Erdgasvorkommen wird es in NRW vorerst nicht geben. „Der Einsatz der Fracking-Technologie kann derzeit in NRW nicht genehmigt werden“, sagte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Umweltschützer und Bürgerinitiativen begrüßten den Weg des Landes. Der Gasförderer Wintershall sieht hingegen noch Chancen für das Verfahren. Geologen weisen auf mögliche Erdbebenrisiken hin.

Fracking-Gegner begrüßen die von NRW-Umweltminister Johannes Remmel vorgestellte Studie zu den Risiken der umstrittenen Gasförder-Technologie. Der BUND und Bürgerinitiativen halten indes an der Forderung eines generellen Bohrverbots fest. „Viele Fragen kann das Gutachten nicht beantworten“, sagte Jörn Krüger, Sprecher der Bürgerinitiativen in NRW. Es gebe derzeit kaum wissenschaftliche Untersuchungen, mit denen eine Gefährdung für die Bevölkerung langfristig ausgeschlossen werden könne.

Für „höchst problematisch“ halten die Kritiker die im Gutachten vorgenommene Unterscheidung zwischen „Probebohrungen“ und „Förderbetrieb“. Man könne kaum glaubhaft vermitteln, weshalb Probebohrungen erlaubt sein sollen, wenn eine spätere Förderung nicht genehmigt werden könne.

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Erkenntnislücke schließen

Auch der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent, Wintershall in Kassel, ist mit den Ergebnissen nicht unzufrieden. Das Unternehmen begrüße, „dass der Erforschung neuer unkonventioneller Erdgasvorkommen eine Chance gegeben wird“, teilte Wintershall mit und bezieht sich damit offenbar auf die Möglichkeit, Erkundungsbohrungen ohne Fracking vornehmen zu können.

Es sei „richtig und wichtig“, Erkenntnislücken zu schließen, um am Ende eine Lösung zu finden, erklärte Joachim Pünnel, Leiter der deutschen Wintershall-Aktivitäten. Von den geplanten Voruntersuchungen erhoffe sich das Unternehmen wichtige neue Daten. Dagegen hält Dirk Jansen vom BUND die Fracking-Technologie prinzipiell für unbeherrschbar. Er sieht vor allem durch die eingesetzten Chemikalien Gefahren für das Trinkwasser.

Bohrtechnik "Fracking"

Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrklein wird abgeschieden
Bohrklein wird abgeschieden © WR
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen © WR
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
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Gefahr von Erdbeben

Auf ein bisher weniger beachtetes Risiko weisen Geologen hin. Es sei möglich, dass durch das Fracking kleinere oder mittlere Erdbeben ausgelöst werden könnten. „Immer, wenn Flüssigkeit in den Untergrund gepresst wird, besteht die Möglichkeit, seismische Ereignisse zu provozieren“, sagt Prof. Jörg Renner, Geophysiker an der Ruhr-Uni Bochum.

Dabei ist es egal, ob es sich um reines Wasser oder einen giftigen Chemikalienmix handelt. Durch die eingepumpten Flüssigkeiten könnten sich unterirdische Spannungen des bis dahin fest ineinander verhakten Gesteins ruckartig lösen, so Renner. Auch der Geologische Dienst NRW stellt fest, „dass durch den Frack-Prozess Erdbeben ausgelöst werden können“.

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Von Theo Schumacher

Geothermische Versuchsanlagen, bei denen Wasser unter hohem Druck in tiefe und heiße Gesteinsschichten gepumpt wird, haben bereits Erdstöße verursacht. So wurde Basel 2006 von einem Beben der Stärke 3,5 erschüttert – das Projekt wurde gestoppt. Kasper Fischer, Leiter des Seismologischen Observatoriums der Ruhr-Uni, erklärt: „Ziel des Frackings ist es ja, Gestein aufzubrechen, um das Gas zu fördern. Das verursacht Brüche.“ Die Frage sei, wie stark sich diese an der Oberfläche auswirken. Ob dies kaum spürbare Minibeben sind oder es zu Schäden kommt, sei ungewiss.