Duisburg. . Die NRW-CDU hat mit Hilfe von Politikwissenschaftlern nach Gründen für ihre Niederlage bei der Landtagswahl gesucht: Der falsche Kandidat, die falschen Themen, zu wenig Emotionen. Doch mit Norbert Röttgen und Oliver Wittke fehlten die entscheidenden Leute.

Vier Stunden Zeit nimmt sich die NRW-CDU für die Abrechnung mit der verkorksten Landtagswahl. Dann steht das Urteil der 100 Christdemokraten im Duisburger Luxushotel fest: Ein bürgerferner Kandidat, ein emotionsloser Wahlkampf und der Mangel an mitreißenden Themen waren Auslöser des Desasters.

Die „Väter des Debakels“, der ehemalige Landeschef Norbert Röttgen und der damalige Generalsekretär Oliver Wittke, sind dem Scherbengericht fern geblieben. In 50 Wortmeldungen wird das mit 26,3 Prozent historisch schlechteste CDU-Ergebnis in NRW seziert. Forsa-Chef Manfred Güllner sieht die Ursache nicht allein im blassen Kandidaten. Die Gretchenfrage reicht weiter: „Wofür steht die CDU?“ Güllner warnt die Union eindringlich, sich zu stark auf „grüne oder konservative Themen zu stürzen“.

Die NRW-CDU will näher an die Basis

CDU-Landeschef Armin Laschet nutzt die Debatte als „Tag des Zuhörens“, um daraus für die kommenden Wahlkämpfe zu lernen. Die CDU will näher ran an die Basis.

Eine Studie der Universität Duisburg-Essen zeigt die Mängel der Kampagne brutal auf: Die CDU-Kommunalpolitiker beklagen die schlechte Kommunikation mit der Landespartei. Den Röttgen- Slogan „Politik aus den Augen der Kinder“ hätten die Bürger nicht verstanden. Zwar hielten 71 Prozent der CDU-Kommunalos das Thema Schulden für richtig: Aber 92 Prozent vermissten von Röttgen konkrete Sparvorschläge, zum Beispiel eine Wiedereinführung der Studiengebühren.

CDU „von unten nach oben aufbauen“

Laschet und sein neuer General Bodo Löttgen wollen die CDU wieder „von unten nach oben aufbauen“. Die Union soll aktiver sein in Vereinen, Verbänden und Initiativen. In der Debatte beklagen CDU-ler, dass die Führung oft zu stark über den Kopf auf den Bauch gezielt habe. Die Lösung: Griffige Botschaften, gut verankerte Kandidaten. Politikforscher Gerd Langguth rät, die Flügel in der Volkspartei CDU wieder stärker ins Bild zu rücken, um die Lebenswelt der Bürger besser aufzunehmen.

Am 19./20. Oktober will die NRW-CDU alle Mandatsträger auf einer Klausur in Meschede zum politischen Neuanfang motivieren. Ein Reformkongress am 17. November soll weitere Defizite abbauen. Bereits im September will Laschet auf einer „Wirtschafts- und Industrietour“ bei den Unternehmen Boden gut machen. Hier hatten Langguth und Güllner Mängel ausgemacht.

Röttgen bringt sich derweil als Kandidat für einen Platz im CDU-Bundesvorstand ins Gespräch. Die Chancen, dass ihn der eigene Landesverband unterstützt, sind nicht gut. Viele in der NRW-CDU verstehen ihren früheren Chef nicht mehr. Es wird einsam um Röttgen.