Berlin. . Nur die Nummer eins ist unangefochten. Hinter Angela Merkel ringen zahlreiche Christdemokraten um einen Platz an der Parteispitze. Die Karten werden neu gemischt, weil sich Annette Schavan und vielleicht auch Norbert Röttgen aus dem Führungsteam verabschieden.

Die Kandidatenfrage ist klar. Angela Merkel, wer sonst? Doch dahinter formiert sich die CDU-Führung gerade neu. Auf dem CDU-Bundesparteitag Anfang Dezember in Hannover wird gewählt. Da richtet sich die Aufmerksamkeit auf zwei Merkel-Stellvertreter: Annette Schavan und Norbert Röttgen. Sie kündigte ihren Rückzug an, er, der Wahlverlierer von NRW und geschasster Umweltminister, (noch) nicht. Auch auf WAZ-Anfrage wollte sich Röttgen nicht dazu äußern.

Nun stellt die nordrhein-westfälische CDU auf Parteitagen über 300 der rund 1000 Delegierten. Sie müsste durchsetzen können, dass ihr (neuer) Chef zugleich auch stellvertretender Bundesvorsitzender wird. Das ist das Gewohnheitsrecht des größten CDU-Verbandes – und damit von Armin Laschet, Röttgens Nachfolger als NRW-CDU-Chef.

Annette Schavan

Annette Schavan wurde am 10. Juni 1955 in Jüchen geboren ...
Annette Schavan wurde am 10. Juni 1955 in Jüchen geboren ... © imago stock&people
... und wuchs in Neuss im Rheinland auf.
... und wuchs in Neuss im Rheinland auf.
Die Bundesbildungsministerin hat zwei jüngere Brüder.
Die Bundesbildungsministerin hat zwei jüngere Brüder. © ddp
1974 machte sie am Nelly-Sachs-Gymnasium das Abitur.
1974 machte sie am Nelly-Sachs-Gymnasium das Abitur.
Im Anschluss daran studierte die ledige Katholikin ...
Im Anschluss daran studierte die ledige Katholikin ... © ddp
... Philosophie, katholische Theologie und Erziehungswissenschaften.
... Philosophie, katholische Theologie und Erziehungswissenschaften. © imago stock&people
1980 promovierte sie mit einer Arbeit über Gewissensbildung zum Doktor der Philosophie.
1980 promovierte sie mit einer Arbeit über Gewissensbildung zum Doktor der Philosophie.
Von 1980 bis 1984 war Schavan Referentin bei der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk, von 1984 bis 1987 Abteilungsleiterin im Generalvikariat in Aachen.
Von 1980 bis 1984 war Schavan Referentin bei der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk, von 1984 bis 1987 Abteilungsleiterin im Generalvikariat in Aachen.
Als Bundesgeschäftsführerin vertrat sie von 1987 bis 1988 die Interessen der Frauen-Union der CDU.
Als Bundesgeschäftsführerin vertrat sie von 1987 bis 1988 die Interessen der Frauen-Union der CDU. © imago stock&people
Danach kehrte sie wieder zum Cusanuswerk zurück und war dort von 1988 bis 1991 als Geschäftsführerin und von 1991 bis 1995 als Leiterin tätig.
Danach kehrte sie wieder zum Cusanuswerk zurück und war dort von 1988 bis 1991 als Geschäftsführerin und von 1991 bis 1995 als Leiterin tätig.
Schavan hat mehrere Bücher veröffentlicht. Inhalt sind christliche Themen, Bildung und Erziehung.
Schavan hat mehrere Bücher veröffentlicht. Inhalt sind christliche Themen, Bildung und Erziehung. © imago stock&people
Ihre politische Karriere begann Schavan 1975 in der Neusser Kommunalpolitik, wo sie von 1982 bis 1984 auch Stadträtin war.
Ihre politische Karriere begann Schavan 1975 in der Neusser Kommunalpolitik, wo sie von 1982 bis 1984 auch Stadträtin war. © imago stock&people
Später verschlug es die Politikerin nach Baden-Württemberg. Dort war sie von 1995 bis 2005 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport ...
Später verschlug es die Politikerin nach Baden-Württemberg. Dort war sie von 1995 bis 2005 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport ...
... und von 2001 bis 2005 Mitglied des baden-württembergischen Landtags.
... und von 2001 bis 2005 Mitglied des baden-württembergischen Landtags. © imago stock&people
Seit 1998 ist Schavan stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutschlands ...
Seit 1998 ist Schavan stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutschlands ...
... und seit Oktober 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages.
... und seit Oktober 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Schavan wurde im November 2005 als Bundesministerin für Bildung und Forschung vereidigt.
Schavan wurde im November 2005 als Bundesministerin für Bildung und Forschung vereidigt.
Als eine der engsten Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel blieb sie auch nach deren Wiederwahl 2009 in ihrem Amt.
Als eine der engsten Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel blieb sie auch nach deren Wiederwahl 2009 in ihrem Amt.
Die Freie Universität Berlin ernannte Schavan 2009 zur Honorarprofessorin.
Die Freie Universität Berlin ernannte Schavan 2009 zur Honorarprofessorin. © imago stock&people
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Entschieden ist allerdings noch nichts. „Wir haben Zeit“, beteuert Laschet. Andererseits weiß er auch, dass Schavan mit ihrer Ankündigung, nicht wieder anzutreten, längst eine Personaldebatte entfacht hat. Mögliche Nachfolger werden in Stellung gebracht, vor allem Julia Klöckner, Oppositionschefin in Mainz, und Thomas Strobl, der die CDU in Baden-Württemberg anführt.

Julia Klöckner ist sehr beliebt

Klöckner ist momentan hoch im Kurs, sehr beliebt in der Partei; auch in NRW würde man ihr wohl den Vorzug vor Strobl geben. Aber Schavan kommt aus dem Ländle, und kampflos werden sie dort ihren Führungsplatz wohl nicht preisgeben.

Schon schlug Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer vor, einfach die Zahl der Stellvertreter zu erhöhen. So kämen beide, Klöckner und Strobl, zum Zuge. Und wie man hört, ist Generalsekretär Hermann Gröhe offen für den Plan. Geschlossenheit ist am Vorabend des Wahlkampfes eine Kardinaltugend.

Programmatisch schaltet die CDU auf Kampfmodus um und versucht sich zu profilieren. Die Christdemokraten wollen ihre Wirtschaftskompetenz unter Beweis stellen. „Eine Stärke stärken“, nennt es Generalsekretär Gröhe. Damit rennt er in der NRW-CDU offene Türen ein. „Wir müssen weniger grün, sondern mehr über Arbeitsplätze reden.“ So drückt es Landeschef Armin Laschet gegenüber der WAZ aus. Ein Schelm, wer an seinen Amtsvorgänger denkt, Umweltminister Norbert Röttgen.

Die CDU will die Schuldenbremse bereits 2013 einführen. Sie fordert Mindestlöhne, pocht auf eine strenge Regulierung der Finanzmärkte, setzt in der Energiepolitik weiterhin auf Kohle- und Gaskraftwerke und befürwortet den Zuzug von Fachkräften.

Abfuhr für Ursula von der Leyen

Geordnete Finanzen haben Vorrang vor Steuersenkungen – ein kleiner Wink an den Koalitionspartner FDP. In der Wirtschaft wünschen sich die Christdemokraten mehr Frauen in den Führungsetagen, aber bitte: auf freiwilliger Basis, mit einer Flexi-Quote. Zu einer festen Quote, wie bislang von Sozialministerin Ursula von der Leyen verlangt, konnte sich die CDU nicht durchringen. Vergebens sucht man auch ein Wort zur Zuschussrente – auch das ein Wunschprojekt von Frau von der Leyen.