Washington. . Ein Soldat, der bei der Erschießung von Osama Bin Laden dabei war, hat ein Buch geschrieben, das immer höhere Wellen schlägt. Im Internet wird bereits zu seiner Ermordung aufgerufen.
Eine Zensur findet sehr wohl statt. Und wenn die Fakten-Checker des amerikanischen Verteidigungsministeriums in dem am 11. September erscheinenden Werk von Mark Bissonnette Details aufspüren, die der nationalen Sicherheit abträglich sind, kann sich der 36-Jährige auf einen Prozess samt Schadensersatzklagen gefasst machen.
Bissonnette, der das Buch „No Easy Day“ unter dem von einem Fernsehsender enttarnten Decknamen Mark Owen gemeinsam mit einem Journalisten geschrieben hat, ist kein gewöhnlicher Schriftsteller. Der mehrfach dekorierte Elite-Soldat gehörte zum „Navy Seal Team 6“, das im Mai 2011 im pakistanischen Abottabad Osama Bin Laden zur Strecke brachte.
Sein Verlag verspricht den ersten „echten Augenzeugenbericht“ über den vom Weißen Haus autorisierten Einsatz, der im US-Wahlkampf vom demokratischen Amtsinhaber Obama latent zur Eigenwerbung eingesetzt wird. Die Startauflage des Buches wurde kurzerhand auf 400.000 Exemplare erhöht, seit die Vorbestellungsliste bei Amazon immer länger wird.
Pentagon liest mit Argusaugen
Angesichts der indirekten Werbung, die offizielle Stellen täglich dazu liefern, könnte auch das knapp werden. Zuerst warnte Admiral William McRaven, Chef der Spezialeinsatztruppen und Architekt der Bin Laden-Jagd, amtierende und ehemalige „Seals“ davor, ihren Berufsalltag nach dem Ausscheiden gewinnbringend zwischen Buchdeckel zu pressen. Dies sei im Zweifelsfall „gefährlich“, mindestens aber „ethisch zweifelhaft“.
Osama bin Laden ist tot
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Dann legt George Little, der Sprecher von Verteidigungsminister Leon Panetta, am Montag nach und kündigte an, dass im Pentagon derzeit jede der 336 Seiten des Buches mit Argusaugen gelesen wird. Sollten sich vertrauliche Informationen darin finden, muss Bissonnette, der im August 2011 die Seals verließ, mit einer Anklage durch das Justizministerium rechnen.
Veröffentlichung am 11. September
Anders als der frühere Navy Seal Don Mann, der im vergangenen Dezember „Inside Seal Team 6“ herausbrachte, hat Bissonnette das Manuskript vorher nicht zur Unbedenklichkeitsprüfung eingereicht, wie es sein Arbeitsvertrag vorschrieb. Sein Verlag wiegelt ab. Alles stehe mit den Geheimhaltungsvorschriften in Einklang, wichtige Namen seien aus Personenschutzgründen verändert worden.
Dass Bissonnette das Buch ausgerechnet am emotional aufgeladenen Jahrestag des 9/11-Terrorschlags in den Handel bringen lässt, ist nach Einschätzung von Sicherheitsexperten heikel. Sowohl die Familie des aus Alaska stammenden Ex-Soldaten könnte von Racheakten betroffen sein, wie Bissonnette selbst. In Internet-Foren haben islamistische Extremisten bereits zu seiner Ermordung aufgerufen.
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