Washington. . In “Act of Valor“ spielt zum ersten Mal eine Spezialeinheit der berühmten Navy Seals sich selbst. Zwei Jahre lang wurden sieben Elite-Soldaten immer wieder bei Einsatztrainings gefilmt, weshalb der Film so realitätsnah erscheint. Doch nicht allen Militärs gefällt das.

Krieg ist Kinostoff. Wenn das Gute das Böse zu Lande, zu Wasser oder in der Luft auf der großen Leinwand besiegt, klingeln in Amerikas Lichtspielhäusern die Kassen. „Top Gun“, „Rambo“, „Der Soldat James Ryan“, „Black Hawk Down“ sind Beispiele für die kommerziell erfolgreiche Zweitverwertung mit anderen Mitteln fortgesetzter US-Außenpolitik.

Kriegsfilme fallen immer realitätsnäher aus

Spätestens seit dem 11. September 2001, seit dem Terror-Trauma von New York und Washington, fallen US-Kriegsfilme immer realitätsnäher aus.

Wer „The Hurt Locker“ gesehen hat, bekommt eine recht genaue Vorstellung davon, wie es einem Minenräumer ergehen kann; auch dank hervorragender Schauspieler. Auf die verzichtet Hollywood jetzt und betritt mit stiller Billigung des Verteidigungsministeriums Neuland.

In „Act of Valor“, der bereits am ersten Wochenende mit Einnahmen von 25 Millionen Dollar seine Gestehungskosten doppelt wieder hereingeholt hat, spielen echte Elite-Soldaten Elite-Soldaten, die zwischen Mittelamerika und Afrika wortkarg ihrer Arbeit nachgehen und Drogen-Dealer, Dschihadisten und andere Bösewichte füsilieren. Es sind nicht irgendwelche Spezialkräfte. Es sind „Seals“; was für "Sea, Air and Land" steht.

Seals waren auch gegen Osama bin Laden im Einsatz

Die Spezialeinheiten der amerikanischen Marine, 1962 auf Anordnung von Präsident Kennedy gegründet, sind der Inbegriff des unverwundbaren Kämpfers, der den Feind dort behelligt, wo der es nie erwarten würde. Zuhause beispielsweise.

Osama Bin Laden, Terror-Mentor und zeitweilig Amerikas Staatsfeind Nr.1, bekam im vergangenen Mai auf Anweisung von Präsident Obama in seinem Anwesen im pakistanischen Abottabad Besuch von Seal Team 6; der Elite unter den Elitären. Das Ende ist bekannt. Und auch ein bisschen der Grund, warum der Schleier des Geheimen, der ein halbes Jahrhundert über den in San Diego und Virginia Beach stationierten Ausnahme-Soldaten hing, für Hollywood gelüftet wurde.

Nur wenige bestehen die Aufnahmeprüfung

Der Navy gehen nämlich die Seals aus. Was auch an der Aufnahmeprüfung liegen dürfte, die unter dem Begriff „Hölle“ firmiert. Von 1000 Bewerbern bleiben 75 % auf der Strecke. Irgendwann erinnerte sich William H. Raven, Vize-Admiral und Chef des Kommandos für Spezial-Operationen (JSOC), wie er selbst „Seal“ wurde; über den Film „The Green Beret“, in dem John Wayne 1968 dem Feind zeigte, was eine Harke ist.

Gemeinsam mit dem Regisseur-Duo Mike McCoy und Scott Waugh, die unter dem Logo „Bandito Brüder“ arbeiten, wurde ein Film konzipiert, der als Rekrutierungs-Instrument gedacht war. Nach der Erfahrung mit Demi Moore, die in „Die Akte Jane“ die letzte filmische Liebeserklärung an die Seals überbrachte, entschied man sich für den Einsatz von echten Soldaten. Zwei Jahre lang wurden die sieben Männer um Captain Rorke immer wieder bei Einsatztrainings gefilmt und der dürftige Handlungsstrang, so hat es jedenfalls den Anschein, später einfach drumherum gewickelt.

Warnung vor zu tiefen Einblicken

Herausgekommen ist ein knallharter Action-Film, dessen Realitätsgehalt manchen zu weit geht. General James Vaught zeigte sich auf einer Konferenz in Washington ernsthaft besorgt, dass die Kino-„Seals“ zu tiefen Einblick in ihre Methoden geben. „Wenn ihr weiter eure Karten auf den Tisch legt“, wandte er sich direkt an Admiral McRaven, „wird der Gegner eines Tages bereit sein. Verdammt noch mal, haltet euch von der Öffentlichkeit fern.“

Vaught hat nicht zu viele schlechte Kino-Filme gesehen, um zu dieser Einschätzung zu kommen. Der Pensionär leitete die Spezial-Kräfte-Einheit, die 1980 die Geiseln in der US-Botschaft in Teheran per Helikopter befreien sollte. Am Ende waren acht Elite-Soldaten tot. Nicht im Kino. Im echten Leben.